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Arzeneien, aber es hilft alles nichts und mit dem Kranken wird es jeden Tag schlimmer. Sein Regiment marschiert aus, er aber bleibt zurück. Die Köchinnen und Kutscher fingen an so manches zu flüstern, aber wer vermag da in diesem Geklatsche die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden! Man erzählte sich, der Offizier liebäugele sich mit Lasars Frau, er nähere sich ihr, er habe sie umarmt, geküsst, dann sässen sie oft lange bei einander beim Thee und beim Mittagessen. Alles das war im Anfange Juni. Der Offizier blieb bis zum August und zog dann seinem Regimente nach. Man sagt, dass manche Leute gesehen hätten, wie Lasars Frau bei der Abreise des Offiziers am Fenster weinte. Wenn es nicht wahr ist, wird sie Gott für die Lüge bestrafen.

„Der Offizier zog fort und nach fünfzehn oder zwanzig Tagen kehrte Lasar heim. Er bemerkte bald, dass mit der Frau eine Veränderung vorgegangen sei; sie liess oft den Kopf hängen, hatte die Wangenröte verloren, war oft traurig und hatte oft verweinte Augen. Lasar erzählte davon den Nachbarn, den Verwandten und die warfen Funken des Argwohns in sein Herz. Er befragte die Dienstmagd und der Arme wurde dann noch argwöhnischer. „Wer hat dir denn dieses Seidenkleid

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)