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freche, gewissenlose, mit Hundemilch gesäugte Kurbaschi bemerkte nun, dass Kati nichts wisse, dass sie unschuldig wie ein Engel sei und ihre Andeutungen nicht verstehe. Sie wandte sich wieder zu ihr und sagte ihr frech ins Gesicht schauend: „Wem willst du Vorreden, du seiest eine Armenierin? Du bist im Kriegsjahre auf die Welt gekommen, nicht Lasar ist dein Vater, sondern ein russischer Offizier, du bist ein uneheliches Kind! Was prahlst du dich so und thust so unschuldig als ob du nichts wüsstest? Weisst du denn nicht, dass du ein Bastard bist? Du bist nicht wie wir in gesetzlicher Ehe geboren, nein, deine Mutter hat mit einem Russen gelebt und da bist du auf die Welt gekommen.“

„Kati schaute sie stumm an und verstand sie gar nicht. Sie war so unschuldig und naiv, dass sie die Bedeutung des Wortes „Bastard“ gar nicht kannte. Alle diese nichtswürdigen Reden warf ihr die Kurbaschi aus Eifersucht ins Gesicht und es wäre gar nicht schlimm geworden, wenn sich nicht noch eine Dritte hierein gemischt hätte, denn die arme Kati verstand kein Sterbenswort von der ganzen Anspielung. Aber siehe da! Auf dem Balle befand sich eine dumme, erzdumme Plaudertasche, Babuks Tochter. Und die war sogleich

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)