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„Hier an dieser Stelle, dem Feigenbaume gegenüber,“ fuhr sie fort, „stand ehemals ein Haus von fünf Fenstern Front, mit grünen Fensterladen und einem roten Dache. Weiter unten, dort bei den Akazien, stand ein Pferdestall, dann zwischen dem Hause und dem Stalle die Küche und der Hühnerstall, und da rechts vom Thore der Brunnen.“ Bei diesen Worten trat Muhme Hripsime einige Schritte vorwärts und sich umschauend sagte sie: „Was ist denn das? Der Brunnen ist ja ganz verschwunden! Ich erinnere mich wie heute, dass hier an dieser Stelle, wo ich stehe, ein süsswassriger Brunnen war. Was ist mit ihm geschehen? Ich weiss, dass jedes Ding verloren gehen kann, aber ein Brunnen, wie kann der verloren gehen?“ Hripsime bückte sich zur Erde und begann mit ihrem Stocke im Schutte zu scharren. „Schau her!“ sagte sie plötzlich, „böse Buben haben den schönen Brunnen ganz mit Erde und Steinen zugeschüttet! Ach, der Geier hole ihn! Wenn Jemandem der Kopf abgehauen worden ist, da weint man nicht um seinen Bart. Der Brunnen thut mir nicht leid, aber der arme Sarkis und seine Familie, ach die thun mir sehr leid.“

„Weisst du wirklich genau, dass hier des Spezereihändlers Sarkis Haus gestanden hat?

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)