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einen Laden mit Waren im Werte von 3000 Rubeln und ausserdem noch 2000 Dukaten bares Geld hinterliess, aber kaum war er gestorben, als die Verwandten kamen und als Vormünder der Waise die Waaren und das Gold in Sicherheit brachten. Als sie vierzehn Jahre alt war, freite einer nach dem andern um sie, aber wie die Brautwerber erfuhren, dass von dem Vermögen nichts mehr da sei, suchten sie das Weite und das Mädel blieb sitzen. Zum Glücke für sie erschien Sarkis. Dieser sagte: „Ich will eine Freundin haben, ich suche kein Vermögen,“ und die Verwandten gaben sie ihm natürlich sofort und mit ihr auch allerlei alte Lumpen, einige halb zerbrochene Möbel und mehrere alte Goldstücke. „Das ist alles, was ihr Vater hinterlassen hat,“ sagten sie. Dann verlangten sie noch von ihm einen Empfangschein über die ganze Hinterlassenschaft des Vaters und schafften sie sich so vom Halse.

„Zu jener Zeit hatte Sarkis selbst noch nichts und war eben so ein armer Schlucker wie seine Frau. Er war Ladendiener und bekam wohl jährlich nicht mehr als 150 Rubel in Assignaten, was nach heutigem Gelde kaum den dritten Teil ausmacht. Ja sie waren Beide arm, aber Gottes Barmherzigkeit ist gross und

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)