Seite:Paul Rachel Altdresdner Familienleben.pdf/13

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

umbzusehn Beliebung getragen“ nach Prag, Nürnberg, Augs­burg, München, Ulm und Straßburg. Dann zog er den Rhein abwärts nach Mainz und Holland. Hier sah er sich drei Monate lang alle vornehmen Städte an, bestieg ein Schiff und fuhr nach Frankreich. In Paris, wo er zu Martini 1659 eintraf, blieb er anderthalb Jahre und „exerzierte sich in seiner Kunst“. Im Sommer 1661 reiste er nach England. Während er da einige Wochen „stille lag“, traf ihn die Nachricht, daß sein Vater am 14. Juli gestorben war. Als getreuer Sohn eilte er heim, um der Mutter zur Seite zu stehen. Er wagte aber nicht, das Ge­schäft des Vaters zu übernehmen, da die Stadt in den Kriegsläuften jener Zeit sehr gelitten hatte. 1664 verließ er seine Heimatstadt wieder, um zum zweiten Male nach Dresden zu wandern. Dort trat er beim Hofgoldschmied Matthäus Arnold auf der Schloßgasse als Gesell ein. Da dieser bereits 1665 starb, führte er der Witwe das Geschäft, wurde zum Hofgold­schmied des Kurprinzen, des späteren Johann Georg III., er­nannt und heiratete 1667 die Witwe des Matthäus Arnold, Elisabeth, geborene van der Perre (auch von Peer genannt), und lebte mit ihr 30 Jahre in glücklicher, mit 9 Kindern ge­segneter Ehe auf der Schloßgasse (im jetzt Guthmannschen Hause Nr. 18) als sehr angesehener Goldschmied, der sehr viel für die kurfürstlichen Herrschaften zu liefern hatte. Als er 1697 starb, schuldete ihm Herzog Friedrich August, d. i. August der Starke, für Juwelen und Silber von seinem fürstlichen Beilager her noch 4600 Taler. Von seinen 3 Töchtern heiratete eine den so be­rühmt werdenden Johann Melchior Dinglinger aus Biberach, von dessen Kunst so manches Prachtstück im Grünen Gewölbe zeugt. Moritz Rachel wurde auf dem alten Frauenkirchhof (auf dem Ge­biete des jetzigen Neumarktes) begraben. Von seinen 6 Söhnen widmeten sich drei dem vornehmen Handwerk des Vaters.

Moritz Rachel, sein ältester Sohn, arbeitete bis 1699 bei der verwitweten Mutter, erwarb in diesem Jahre das Meister­recht, starb aber schon 1717. Ein jüngerer Sohn, Heinrich Rachel, wanderte nach seinen Lehrjahren ins Reich und blieb in der da­mals berühmten Silberschmiede-Stadt Augsburg. Aus einem Silberdrechsler, wie er im Steuerbuch der Stadt genannt wird,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/13&oldid=- (Version vom 27.2.2024)