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Sohn Christian Friedrich hinterlassen. Auch dieser hatte die Kunst des Vaters, des Großvaters und mehrerer seiner Oheime erlernt und war eben auch auf Wanderschaft gegangen. Von 1732 bis 1735 hat er sich in London aufgehalten und sich während dieser Zeit einer Vereinigung von Deutschen angeschlossen, die sich die Künstlerbinde nannte. Bei seiner Abreise ließ er sich seine Mitgliedschaft schriftlich bestätigen. Das Blatt, ein Kupfer­stich, hat als Umrahmung zur Rechten und zur Linken allerhand Geräte, wie sie der Musiker, der Maler, der Mechaniker, der Goldschmied, der Architekt gebraucht. Über der Schriftplatte aber ist ein Bildchen, auf dem ein tiefbekümmerter Kranker zu sehen ist, dem ein hochgelehrt aussehender Arzt in mächtiger Perücke den Puls fühlt. Eine alte Frau zur Rechten, ein junger Mensch zur Linken, der erschreckt die Hände faltet, sind um den Kranken bemüht. Auf die untere Randleiste ist das Siegel der „Binde“ gedrückt. Es zeigt eine behelmte weibliche Gestalt mit Lorbeerbäumchen in der einen und Lorbeerkranz in der anderen Hand. Der Text aber, in dem Christian Friedrich Rachel die Mitglied­schaft von Heinrich Thomas Rammiger, dem Sekretarius, Daniel Wilhelm Wever und Nicolas Andreaß Gram bezeugt wird, hat folgenden Wortlaut in zum Teil recht schlechtem Deutsch:

Wir Bindemeister von der Edelen Künsteler Binde derer Frembdlingen in London geben an diesen unseren Bindebruder Cchristan (so!) Fridrich Rachel, welcher die Zeit von nacheinanderfolgend der Binde beygewohnet hat von den 4 Decemper 1732 biß zu den 7 Abrill 1735 und der Binde in allen ehrliche und völlige Satisfaction gethan zur Vergnügung der Sämptlichen Löblichen Binde, gestaltermaßen wir Bindemeistere und Secretarius dieses unterzeichnet und mit unseren Siegel Versiegelt.

Offenbar war diese Künstlerbinde eine gesellige Vereinigung und zugleich für Krankheitsfälle eine Hilfsgesellschaft für deutsche Künstler und Kunsthandwerker, die sich in London vorübergehend oder dauernd aufhielten.

Nach seiner Rückkehr nach Dresden übte Christian Friedrich Rachel sein Handwerk aus, wurde zugleich Königl. Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Münzscheider. Als solcher verheiratete er sich am 10. Juni 1738 mit Dorothea Christiane Schuster, der

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.3.2024)