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von helfender Hand. Bei Zange erschien er täglich, um ihm allerhand Dienste zu leisten. So frisierte er ihn auch. Dafür, daß er diese Kunst, als er aus diesem Dienste nach 3 Jahren schied, seinem Nachfolger beibrachte, erhielt er 3 Taler ausgezahlt. Im Jahre 1804 kam er durch die Vermittelung seines Oheims, Johann Gottlieb Winkler, der verheiratet war mit einer Schwester des Vaters, Christiane Salome, geb. 1750, und die sehr gut ausgestattete Stelle eines Buchhalters und Kassierers bei der Hauptauswechslungskasse inne hatte, in eine untere Stelle mit 120 Taler jährlichen Gehalts.

Solange seine Einnahmen noch bescheiden gewesen, gab er, sparsam wie er war, unglaublich wenig aus. Aus seinem trotzdem sehr feierlich geführten Einnahme- und Ausgabebuch in den Jahren 1801 bis 1804 sei einiges herausgegriffen, was für die Zeit und die Preise der Zeit interessant ist. Im November 1801 sah er sich für 2 Gr. zwei wunderbare Geschöpfe an, im Monat darauf war er für 1 Gr. in einer „Bude“. Mit Begeisterung lernte er Flötenspiel auf einem Instrument, das er sich für 2 Tlr. 6 Gr. kaufte. Für Mittagessen zahlte er, wenn er Rindfleisch und Reis aß, 2 Gr.; bei einem anderen Traiteur kam ihm Rindfleisch mit Bohnen oder Bratwurst mit Gurkensalat nur 2 Gr. 9 Pf. Teuer war dagegen der Zucker; für ein Viertel­pfund waren 2 Gr. 6 Pf. zu zahlen. Zu besonderen Tagen kaufte er für sich oder die Verwandten in Frauenstein „Schweizer­gebackenes“. Für den neuen Hut handelte er noch besonders Schnalle und Band, sowie ein Wachstuchfutteral ein. Oft wird für ein „Haarband“ 1 Groschen angesetzt. Ein Paar Stiefel kostete ihm 5 Tlr., ein Paar Schuhe 1 Tlr. 9 Gr.; für Besohlen waren 11 Gr., für ein Paar Absätze 3 Gr. zu rechnen; eine Stiefelbürste erschwang er sich für 1 Gr. 6 Pf.

Um seine bisher bescheidene Ausbildung zu erhöhen, warf er sich mit Recht auf Erlernung der französischen Sprache; für 17 Gr. schaffte er sich eine französische Grammatik und ein Wörterbuch an. Vierteljährlich verausgabte er trotz geringster Einnahme 18 Gr. für einen Lesezirkel. Außer dem geistigen Hunger trieb ihn auch, wie sich bald zeigen wird, die Liebe dazu, sich wissenschaftlich und gesellschaftlich auszubilden. Kaum hatte

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.3.2024)