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Zimmern wieder zu „retablieren“. Da wurde Wilhelm Rachel an Stelle seines Schwiegervaters, des Kassierers an der Hauptauswechslungskasse, der zu alt und kränklich war, auf Wunsch des mittlerweile eingerichteten Generalgouvernements nach Leipzig berufen „zur Aufhülfe der Kassenbillets“. Nach dem mittlerweile eingetretenen Tode des Schwiegervaters reiste er mitten im Winter in drei Tagen mit Frau und Vierteljahrskind nach Leipzig. Dort erwarb er sich durch sein geschicktes Auftreten, seine tüchtige Arbeitskraft und durch den Einblick, den er in den Geschäftskreis gewonnen, die Achtung seiner fremden Vor­gesetzten, so daß er die gesamte Neueinrichtung bei dem für die damalige Zeit sehr guten Gehalt von 1 500 Talern schuf. Dabei arbeitete er möglichst daraufhin, daß die Kasse wieder nach Dres­den komme, wo am 7. Juni 1815 König Friedrich August nach dem Verlust eines großen Teiles seines Landes wieder eingezogen war. Im November 1815 wurde dies nach seinen Wünschen entschieden; im Dezember desselben Jahres, in dem ihm sein zweiter Sohn Gustav geboren wurde, richtete er die Kasse wieder im Hause auf der kleinen Schießgasse ein und lebte in sorgen­freier Lage mit seiner Familie. Im Juni 1818 wurde er, wie er schreibt, in Anerkennung seiner Verdienste und seiner Treue „Mitglied des Civilverdienstordens“, d. h. er bekam die Goldene Medaille dazu.

Die im Hauptstaatsarchiv aufbewahrten Akten enthalten aus den Jahren 1815 und 1816 Zeichen entschiedener An­erkennung für seine Tätigkeit. So schreibt einer seiner Vor­gesetzten über ihn: „Die größten Anstrengungen des Buchhalters Rachel haben es möglich machen können, alles zur Abführung der Kasse und ihrer Effekten dergestalt vorzubereiten, daß er, für seine Person sogleich von Leipzig abgehen und das übrige Per­sonal nebst der Kasse ihm baldigst nachfolgen kann“. Die Kassenräume in Dresden auf der kleinen Schießgasse sollten recht sicher gestellt werden. Der Residenz-Gouverneur, Kabinetts­minister von Cerrini, wird ersucht, diesfällige Ordre zur Auf­stellung eines Militärpostens zur Tag- und Nachtzeit zu geben. Hinter dem Hause, nach dem ehemaligen Walle zu wird eine Piquet-Post stehen, der der Buchhalter Rachel die nötigen

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/35&oldid=- (Version vom 3.3.2024)