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In den Nischen stehen überlebensgroße Standbilder antiker Göttinnen - der Sommer, der Herbst und andere - treffliche Werke in klassisch vornehmer Haltung, vielleicht Werke eines Niederländers namens Diercs, darüber von Putten gehaltene Wappenkartuschen. Reiche Gewinde aus Stein umrahmen die Tiere, zwischen den Stücken der abgebrochenen Rundverdachungen je eine Büste, darüber eine Krone, Kinder tragen den Hermelin. Dazu über dem Hauptgesims zwanzig Büsten barocken Stils und Wandgemälde mit Darstellungen aus der griechischen Mythologie, Werke des Hofmalers Samuel Bottschild, ebenso die drei Deckengemälde. Das Mittelbild stellt Johann Georg III. auf Wolken thronend mit dem Schwert in der Rechten dar. Putten, eine Minerva mit den Kurschwertern und allegorische Gestalten des Friedens, der Gerechtigkeit, der Mäßigung u. a. umgeben ihn. Diana mit ihrem Gefolge, Merkur und Flora auf Wolken sind auf den seitlichen Bildern dargestellt.

Das Palais im Großen Garten erscheint wie die heitere Eröffnungsmusik zu der rauschenden Folge von Bauwerken, die in Dresden im 18. Jahrhundert entstanden und ihr das Gepräge einer neuen Stadt geben sollten. Seine Architektur glänzt in vornehmer Heiterkeit und trotz der harten Ornamentik ergibt sie ein Bild reizvoller Harmonie und trefflicher Geschlossenheit.

CORRADINI UND BALESTRA.

Im Großen Garten spricht auch die Plastik ein kräftiges Wort mit. Von den zahlreichen marmornen Standbildern hat allerdings der Sturm des Siebenjährigen Krieges nicht mehr viel übrig gelassen, aber was noch – zum Teil später hier aufgestellt – vorhanden, bildet einen stimmungsvollen Schmuck inmitten des Baumgrüns und der farbigen Pracht der Blumen und Sträucher. Sie stammen samt und sonders von italienischen Bildhauern her; genannt werden Lorenzo Bernini, Francesco Baratta, Pietro Balestra in Rom, Antonio Corradini und Catasi in Venedig. Doch sind wir nicht imstande, Werke von Bernini und Catasi nachzuweisen. Werke Antonio Corradinis († 1752) sind die prachtvolle Vase in weißem Marmor am Ostende des großen Teiches und die allegorische Gruppe Die Zeit enthüllt die Wahrheit. Zwei reizende Kinder sitzen auf den Rändern der Vase; den Henkel vertritt eine rückwärts gebogene geflügelte Psyche mit emporgereckten Brüsten. Es bleibt uns freigestellt, ob wir darin nur ein kühnes dekoratives

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/106&oldid=- (Version vom 25.1.2023)