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Satyre, die mit Händen und Häuptern das verkröpfte Gebälk tragen, krümmen und stemmen sich unter der Last empor, ihre Muskeln arbeiten; Ermattung und Anstrengung oder auch Lüsternheit und Trunkenheit sprechen aus ihren Zügen, ja vor Zorn beißen einige in Arme und Lippen. Die Aufgabe des Tragens ist hier in kecker, derber Sinnlichkeit veranschaulicht. Reiche Kartuschen verzieren die Schlußsteine der Bogen zwischen den Pfeilern, die Kröpfe des Gesimses krönen Vasen mit üppigen Frucht- und Blumensträußen. Mit großer Feinheit sind die Hauptmotive der Architektur zu immer neuen Formen aufgelöst und ornamental umwoben. Ruhiger setzt das Obergeschoß ein, das wiederum hohe Rundbogen zwischen den Pfeilern aufweist, über dem Hauptgesims aber erhebt sich der plastische Schmuck als lebendiges Symbol freier Endigung zu rauschendster Festespracht: Den Mittelpunkt bildet in prächtig geschwungener Kartusche von Blumen umkränzt das polnisch-sächsische Wappen. An ihm lehnt, die Posaune blasend, Fama mit ihrer Gefolgschaft in lebendigster Bewegung, oben auf dem Kissen ruht die Königskrone, die August zum Kurhut erwarb.

Abb. 59 Vom Zwinger

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/127&oldid=- (Version vom 26.1.2023)