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Ermordung des Ägisth und den Tod des Kodrus malte, versenkte sich Friedrich tief in das Leben der Natur, in die Stimmung der Landschaft und malte die unermeßliche Größe des Meeres, die Weite der Ebene, die unergründliche Tiefe des Himmels, das Spiel des Lichtes und der Luft in den Wolken, auf Feldern und Wiesen. Nicht die Antike kümmerte ihn, über die der seichte Polyhistor Hofrat Karl August Böttiger damals im Antikensaal vielbesuchte populär-wissenschaftliche Vorträge hielt, sondern der Wandel der Natur im Laufe der Tages- und Jahreszeiten. Bald in allegorischen, bald in reinen Stimmungslandschaften strömte er sein inneres Verhältnis zur Natur aus – immer gesund, voll echter Empfindung und in einer Farbenfrische, die man damals in Dresden sonst nicht kannte. Von den Verirrungen der Romantik hielt er sich fern. Etwa von 1815–25 stand er auf der Höhe seines Schaffens. In dieser Zeit (1818) kam auch der Norweger Christian Dahl (1788 1857) nach Dresden, dessen norwegische Landschaften bei seinem ersten Auftreten in der Kunstausstellung das ungeheuerste Aufsehen erregten. „Schwerlich kann man sich“, so erzählt Ludwig Richter „jetzt nur eine Vorstellung machen, welche Wirkung ein Werk von solch schlagender Naturwahrheit unter dem Troß der übrigen schattenhaften, leblosen, maniervollen Gemälde hervorbrachte. Nur Dahls Freund Friedrich machte eine Ausnahme mit seinen ganz originellen, poetisch gedachten und tief melancholischen Landschaftsbildern“. In diesen Kreis von Landschaftern, die der Natur freier gegenübertraten als die alten verzopften Akademiker, gehörte auch der Hofleibarzt Carl Gustav Carus (1789–1869), der die modernere Auffassung teils durch seine Schriften vertrat und auch selbst im Sinne von Friedrich, wenn nun auch mit geringerem Können, malte. Weiter verdienen aus jener Zeit noch genannt zu werden: Karl Vogel von Vogelstein (1788—1868), der die offiziellen Bildnisse für den Hof malte, dann Christian Leberecht Vogel (1759—1806), dessen genreartig aufgefaßtes Bildnis seiner beiden Söhne in der Dresdner Galerie sich großer Beliebtheit erfreut, und endlich Friedrich Georg Kersting (1783– 1847), der uns in seinen Bildern die reizvollen schlichten Biedermeierzimmer in ihrer hellen lichtgetränkten Raumtiefe als malerische Urkunden einer bescheidenen glücklichen Zeit hinterlassen hat. Gänzlich verblichen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/236&oldid=- (Version vom 15.2.2023)