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Wagen usw. anfertigte, wußte er sich dem Kurfürsten allmählich als Unterhändler wie durch Befriedigung kleiner Wünsche immer beliebter, ja ganz unentbehrlich zu machen, auch erwies er sein Geschick für das Bau- und Befestigungswesen, und so brachte er es allmählich dahin, daß er schließlich im Jahre 1576 an Stelle des Grafen Lynar zum Oberzeugmeister ernannt wurde. Damit maßgebenden Einfluß auf das ganze Befestigungswesen Sachsens und Dresdens und ward er gegenüber den sämtlichen Hofhandwerkern der Vermittler und Vollstrecker des fürstlichen Willens.

Zu einer bedeutenden künstlerischen Tätigkeit kam es unter Kurfürst August nicht. Bemerkenswert ist nur der Bau des Zeughauses, weil „es der erste Bau der reiferen Renaissance in Dresden ist.“ Die Einzelheiten des Baues, den wohl Caspar Vogt entworfen hat, weist Gurlitt Paul Buchner zu. Das Gebäude ist noch im Albertinum erhalten, von der äußeren Architektur, von den Giebeln, den wappenhaltenden Kriegern usw. ist allerdings nichts mehr vorhanden. Nur von den vier Toren stehen noch die beiden an der Westseite. Weiter wurden die Befestigungsarbeiten vollendet. Am Schloß geschah wenig, nur daß die Säle einen neuen Fußbodenbelag aus Marmor erhielten, den Nosseni besorgte.

GIOVANNI MARIA NOSSENI.

Giovanni Maria Nosseni kam im Januar 1575 nach Dresden. Dieser Künstler, der einen so entscheidenden Einfluß auf Dresdens Kunst gewann, war am 1. Mai 1544 zu Lugano geboren und entstammte einer Bildhauerfamilie von handwerksmäßiger Tüchtigkeit, die er selbst wohl zu Hause sich zu eigen machte. Nach seiner Lehrzeit ging er im Jahre 1577 in die Fremde. In Mailand, Padua, Venedig, Florenz mag er tätig gewesen sein und die Eindrücke der großen Kunstwerke in sich aufgenommen haben, welche der Bildhauer Sansovino und seine Schüler, ferner die Architekten Scamozzi und Palladio, die Maler Tizian, Tintoretto und Veronese teils eben schufen, teils kürzlich geschaffen hatten. Auch Michelangelos und Giovanni da Bolognas Werke muß er kennen gelernt haben.

Die Berufung Nossenis nach Dresden hing mit Augusts Bestrebungen, das Kunsthandwerk zu heben, zusammen. Besonders lag ihm die Kunst des Drechselns, die er selbst betrieb, am Herzen. „Als nun im Jahre 1574 nahe bei dem Städtchen Weißensee neue

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/57&oldid=- (Version vom 20.8.2021)