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Mecklenburg († 1576). Namentlich die norddeutschen Höfe waren für Turniere und Rüstungen damals auf den sächsischen Hof und seine Plattner angewiesen.

HEINRICH GÖDING.

Das Turnierwesen führt uns auch auf einen Dresdner Maler jener Zeit: Heinrich Göding. Er war 1531 zu Braunschweig geboren, zwischen 1550 und 1560 kam er nach Dresden, und bald wurde er vom Kurfürsten August stark beschäftigt, auch 1570 zu seinem Hofmaler ernannt. Von seinen größeren Arbeiten in Dresden ist nicht viel erhalten, namentlich sind die Sgraffitomalereien am Stallhof, an denen der Hofmaler Heinrich Göding stark beteiligt war, völlig verschwunden. Erhalten aber sind in der Kgl. Bibliothek zu Dresden drei Bände mit Handzeichnungen auf Pergament, die als Renn- und Stechbücher bezeichnet sind. Zwei sind Kopien älterer Turnierbücher – vielleicht von Lukas Cranach –, das dritte stellt in 55 Aquarellen (63 X 23,5 cm groß) in lebendiger Schilderung die Rennen des Kurfürsten August dar.

DIE STALLGALERIE.

Vollständig und fast unversehrt erhalten ist auch die malerische Ausschmückung des zweiten Geschosses der Stallgalerie, das heute die Kgl. Gewehrsammlung beherbergt. Man sieht an den Wänden des prächtigen Saales in 53 stehenden lebensgroßen Gestalten die Ahnen des sächsischen Fürstenhauses dargestellt; die Reihe beginnt mit den sagenhaften Gestalten der ersten Könige und Heerführer der Sachsen – der erste führt den Namen Harderich – und endet mit dem Kurfürsten Friedrich Christian. Reiches Rollwerk im Sinne der Spätrenaissance umrahmt die Bildnisse, die mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt sind. Dazu kommen Inschrifttafeln und kleinere Bilder mit naiven Darstellungen aus dem Leben der Fürsten, sowie 29 Turnierbilder, welche die Scharfrennen des Kurfürsten August 1543–66 zu Dresden, Meißen, Merseburg, Weimar, Leipzig, Kopenhagen, Berlin und anderer Orten darstellen. Kurfürst August war ein tapferer Herr, der seinem Adel ein glänzendes Beispiel ritterlicher Tüchtigkeit gab; in diesen 23 Jahren hat er nicht weniger als 55 mal im Turniersattel gesessen, dabei sind die nichtöffentlichen Rennen und Stechen, z. B. das Rennen mit dem Vater des bekannten schlesischen Ritters Hans von Schweinichen zu Dresden 1569, nicht einmal mitgezählt. Von seiner Kraft und Geschicklichkeit zeugt, daß er in den meisten Fällen seinen Gegner

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/78&oldid=- (Version vom 11.1.2023)