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aus dem Sattel warf, ohne selbst mitzufallen. Von den 53 Bildnissen rühren 46 von Heinrich Göding her, sie sind derb und kräftig in den Farben, sorgfältig namentlich in der Ausführung des Beiwerks. Die ältesten sind wertlose Phantasieerzeugnisse, die übrigen weisen handwerksmäßige Tüchtigkeit auf, nur die letzten drei bis vier Bildnisse, die Göding nach dem Leben oder wenigstens aus der Erinnerung malen konnte, können eine höhere Wertschätzung beanspruchen. Die Turnierbilder geben im Gegensatz zu den Aquarellen des Stechbuchs außer den Rittern auch stets den Kampfplatz mit den Beschauern wieder, so daß sie als recht anschauliche Schilderungen zeitgenössischen Lebens Wert haben. Den Abschluß des Saalschmuckes bildet die reichornamentierte Decke, die in 84 kleine quadratische Felder geteilt ist. Heinrich Göding der Ältere starb am 28. April 1606; er hatte sich der Gunst dreier sächsischer Kurfürsten zu erfreuen und hat ihnen in Treuen gedient. Einen hohen Platz in der Kunstgeschichte hat er allerdings nicht zu beanspruchen. Zeitgenossen von ihm sind Cyriacus Röder, von dem ein Bildnis des Kurfürsten August im historischen Museum herrührt, ferner der bedeutend jüngere Zacharias Wehme und Michael Treutting, die beide mit Heinrich Göding bei der Erneuerung des Dresdner Schlosses von 1602 an tätig waren. Göding hatte zwei Söhne: Heinrich und Andreas Göding, die sich gleichfalls dem Malerhandwerk widmeten und gleich ihrem Vater alles leisteten, was am kurfürstlichen Hofe an Malerei gebraucht wurde: Abmalen von erlegten Tieren, Vergolden und Bemalen von Hirschköpfen und Schlitten usw. Auch hieraus ersieht man, daß die Malerei als Kunst in Dresden damals auf rein handwerklichem Boden ruhte. Älter als diese Künstler ist Hans der Maler, der 1528/29 für die Kreuzkirche die Bilder der Zehn Gebote malte, die jetzt im Stadtmuseum aufbewahrt werden. Sie geben interessante Schilderungen gut beobachteten zeitgenössischen Lebens und zeigen den Künstler wohl vertraut mit den Formen der Renaissance. Zeichnung und Farbengebung sind hart; der Maler scheint Lukas Cranach nahe gestanden zu haben.

DIE INVENTIONEN.

Noch müssen wir indes kurz auf Nosseni zurückkommen. Er war ein Meister in der Veranstaltung der sogenannten Inventionen „ain zimblicher erfyndter allerhandt lustigen, arttlichen Inventionen zu Masscaraten, triumpffen und dergleychen,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/80&oldid=- (Version vom 11.1.2023)