Gott, der ein ewiger Geist ist, ohne geistliche Vorbereitung des Herzens Verehrung und Anbetung leisten; sondern ihre Gottesverehrung selbst ist aus Sachen zusammengesetzt, die mit der Vorschrift und Ausübung der Lehre Christi und dem apostolischen Beispiele gänzlich unvereinbar sind. Denn, statt daß jene wahre Gottesverehrung einfach und geistlich war, ist die ihrige prachtvoll und weltlich; statt daß die Anbetung Gottes, die Christus lehrete, ganz innerlich war, und mit dem Gemüthe verrichtet wurde, ist die ihrige äußerlich, und wird nur körperlich vollzogen; statt daß jene der Natur und dem Wesen Gottes, als eines unsichtbaren Geistes, angemessen war, ist diese nur zur Unterhaltung der Sinnlichkeit des Menschen eingerichtet; so daß wir also da, wo Fleisch und Blut, oder die fleischlichen Begriffe und Neigungen des Menschen ganz ausgeschlossen seyn sollten, eine Gottesverehrung erblicken, die völlig darauf berechnet ist, denselben zu behagen; als wenn es das Geschäft der Gottesverehrer nicht wäre, Gott eine ihm wohlgefällige Verehrung und Anbetung zu leisten, sondern vielmehr darin bestände, daß sie eine Art des Gottesdienstes hervorbringen, die ihnen selbst am besten gefällt. Daraus entstand jene Gottesverehrung, die mit prachtvollen Gebäuden und Bildern, reichen Verzierungen und Gewänden, seltenen Stimmen und auserlesener Musik, mit kostbaren Lampen, Wachslichtern und Räucherwerk, und dieß Alles mit einer für die äußern Sinne so einnehmenden Abwechselung, als die Kunst nur erfinden und Kostenaufwand es erschwingen konnte, aufs glänzendste geschmücket wurde. Als ob die Menschen wieder Juden oder Egypter werden sollten; oder als
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/074&oldid=- (Version vom 1.8.2018)