wenn Gott wirklich ein sehr alter Mann wäre, und Christus ein kleiner Knabe, dem man mit einer Art religiösen Spielwerks eine Freude machen könnte; denn so bilden sie ihn in ihren Tempeln und nur zu häufig auch in ihren Gemüthern ab. Man muß freilich gestehen, daß eine solche Gottesverehrung solchen Begriffen von Gott völlig entspricht; denn, wenn Menschen sich ihn so, wie sie selbst sind, vorstellen können, so ist es auch nicht zu bewundern, daß sie sich auf eine Art an ihn wenden und ihn so zu unterhalten suchen, wie es ihnen selbst von Andern am besten gefällt.
§. 3. Was sagte aber einst der Allmächtige zu einem so sinnlichen Volke bei einer ähnlichen Veranlassung? „Du meinest, ich werde seyn wie du; aber ich will dich strafen, und will dir’s unter Augen stellen. Merket doch das, die ihr Gottes vergesset, damit ich nicht einmal hinreisse, und sey kein Retter mehr da. Wer Dank opfert, der preiset mich, und das ist der Weg, daß ich ihm zeige das Heil Gottes.“ (Nach der englischen Bibel: „Und wer seinen Wandel richtig ordnet, dem will ich das Heil Gottes zeigen.“)[1] Die Verehrung, die Gott wirklich wohlgefällt, ist die, „daß man Gerechtigkeit übe, Barmherzigkeit liebe und demüthig vor ihm wandle.“[2] Denn er, „der Herzen und Nieren prüft, der dem Menschen seine Sünden vor Augen stellt, der allein der Gott der Geister alles Fleisches ist,“ er siehet nicht auf das äußere Machwerk des Menschen, sondern auf die innere Stimmung und Neigung seines Herzens. Es ist auch für Verständige nicht denkbar, daß Er, von dem es heißt: „Du bist
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/075&oldid=- (Version vom 1.8.2018)