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Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/47

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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn

und, wenn auch nicht alles was ich gesagt habe, so doch wenigstens einen Teil von allem sich zu Herzen nehmen; denn schon die Vorstellung eines (Gedankens) in irgend einer unbedeutenden Form – unbedeutend ist aber keine Tat des Weisen – ist geeignet, die Grösse und Hoheit seiner Seele zu veranschaulichen.

[36] 200 Allein wir dürfen nicht bei der buchstäblichen Wiedergabe des erzählten Begebnisses stehen bleiben; vielmehr ziemt es sich auch noch den der Menge verhüllten Sinn zu zeigen, den nur die kennen, die das Geistige vor dem Sinnlichen bevorzugen und es zu schauen imstande sind. 201 Dieser (verborgene Sinn) ist aber der folgende. Der geopfert werden sollte, heisst chaldäisch Isaak, wenn aber der Name ins Griechische übersetzt wird, bedeutet er „das Lachen“. Unter „Lachen“ wird aber hier nicht der beim Scherzen entstehende körperliche Zustand verstanden, sondern die Heiterkeit und Freude der Seele. 202 Diese, so heisst es, muss der Weise Gott opfern, und er gibt damit durch ein Sinnbild die Lehre, dass die Freude Gott allein zukommt; denn das menschliche Geschlecht ist trübselig und ängstlich, sei es dass ein Unglück da ist oder erwartet wird, so dass es entweder über gegenwärtige unangenehme Dinge Qual empfindet oder in Unruhe und Furcht vor zukünftigen zittert. Frei von Trauer und Furcht und von jeder Schmerzempfindung ist dagegen das Wesen Gottes, das allein vollkommene Glückseligkeit geniesst. 203 Dem nun, der dieses aufrichtige Bekenntnis ablegt, gibt Gott, der ja seinem Wesen nach gütig und menschenfreundlich ist und Neid von sich fernhält, billiger Weise das Geschenk zurück, soweit der Empfänger Aufnahmefähigkeit besitzt, und spricht zu ihm etwa folgendermassen: 204 „Dass im allgemeinen Freude und Heiterkeit nur mir, dem Allvater, gehört und keines andern Besitztum ist, weiss ich wohl, aber wenn ich sie auch allein besitze, so gönne ich sie doch auch denen, die wert sind sie zu geniessen. Wer aber ist ihrer wohl würdig ausser dem, der mir und meinem Willen folgt? Ihn wird Verdruss und Furcht am wenigsten treffen, wenn er diesen Weg geht, der den Leidenschaften und Lastern unzugänglich ist, der nur von

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/47&oldid=- (Version vom 11.5.2019)