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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn

vor dem Lager hingestreckt hatte[1]. Seinen Bruderssohn aber führte er zurück; und mit dem glänzenden und ausgezeichneten Siege gewann er auch alle Pferde und andere Zugtiere in Menge und unermessliche Beute. 235 Ihn sah bei seiner Rückkehr der grosse Priester des höchsten Gottes sieggekrönt und unversehrt mit seiner unversehrten Mannschaft – denn keinen von seinen Begleitern hatte er verloren –, und erstaunt über die Grösse des vollbrachten Werkes und mit Recht bedenkend, dass ihm dies nicht ohne göttlichen Rat und Beistand gelungen sei, streckte er seine Hände zum Himmel empor, ehrte ihn mit frommen Wünschen, brachte Siegesopfer dar und bewirtete alle, die am Kampfe teilgenommen hatten, glänzend, da er sich mit ihnen ebenso freute wie über eigenes Glück; und es war wirklich sein eigenes, denn „gemeinsam ist“ nach dem Sprichwort „das Besitztum der Freunde“, ganz besonders das der Guten, die das eine Ziel haben, Gott wohlgefällig zu sein.

[41] 236 So erzählt die h. Schrift dem Wortlaute nach. Alle aber, die die Dinge unkörperlich und nackt sehen können und mehr ein seelisches als ein körperliches Leben führen, werden sagen, dass die vier von den neun Königen unsere vier Empfindungsvermögen Lust, Begierde, Furcht und Traurigkeit bedeuten, die fünf übrigen unsere fünf Sinne, Gesicht, Gehör, Geschmack, Geruch und Tastsinn. 237 Denn sie regieren und beherrschen uns gewissermassen und haben die Macht über uns, aber nicht in gleicher Weise; denn die fünf sind den vieren untertan und zahlen ihnen gleichsam Tribut und notwendige von der Natur festgesetzte Abgaben. 238 Aus dem

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/54&oldid=- (Version vom 11.5.2019)
  1. Aehnlich ausgeschmückt ist die Erzählung bei Josephus Altert. I § 177: „Nachdem er (Abraham) beschlossen hatte, ihnen zu Hilfe zu kommen, zögerte er nicht, sondern zog eilends heran und überfiel die Assyrer in der fünften Nacht ...; er drang auf sie ein, bevor sie noch zu den Waffen greifen konnten, und tötete die einen, die sich schon niedergelegt hatten, ohne dass sie merkten, was geschah, die andern, die noch nicht zur Ruhe gegangen waren, aber vor Trunkenheit unfähig waren zu kämpfen, wandten sich zur Flucht. (178) Abraham aber verfolgte sie ...; er lieferte den Beweis, dass der Sieg nicht von der Zahl und Menge der Streiter abhängt, dass vielmehr der entschlossene Mut und die tapfere Gesinnung der Kämpfenden mehr wiegt als die Zahl“.