Seite:PhiloCongrGermanLewy.djvu/033

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Philon: Über das Zusammenleben um der Allgemeinbildung willen (De congressu eruditionis gratia) übersetzt von Hans Lewy

vielen, ja unzähligen Andenken seines Herrn.[1] 112 Er nimmt aber auch „von den Gütern jenes“ (ebenda), d. h. natürlich: nicht mit Silber oder Gold oder irgendwelchen anderen Dingen der vergänglichen Materie – denn niemals bedachte Moses diese mit dem Worte „gut“ – versorgt er sich für die Reise, sondern mit edelbürtigen Dingen, die alleinige (Güter) der Seele sind, wie Belehrung, ethische Förderung, Eifer, Verlangen, Streben, göttliche Begeisterung, prophetische Gabe und Leidenschaft zum rechten Vollbringen. 113 Wenn er hierin geübt und ausgebildet ist und gleichsam vom Meer in den Hafen einfahren will, um dort zu ankern,[2] wird er zwei Ohrgehänge, die je eine Drachme schwer sind, und Armbänder im Wert von zehn Goldstücken in die Hände der von ihm Gefreiten legen (1 Mos. 24, 22). Welch göttlicher Schmuck ist es, wenn das Gehörte eine Drachme, d. h. eine unteilbare und von Natur unzerstörbare und schwerwiegende Einzahl ist – denn es ziemt sich für das Ohr nur auf eine Rede zu hören, und zwar auf die, welche die Tugend des einzigen und einen Gottes auf vollendete Weise behandelt –, und wenn die Handlungen zehn Goldstücke wert sind; denn Taten, die man in Weisheit unternimmt, werden durch vollkommene Zahlen bestätigt, und jede von diesen ist wertvoller als ein Goldstück.[3] [21] 114 Zur gleichen Art gehört auch die Abgabe der auserwähltesten Gegenstände durch die Führer (4 Mos. 7). Sie fand statt, als die Seele nach ihrer Ausrüstung durch die Philosophie ihr Einweihungsfest feierte[4] und Gott, ihrem Lehrer und Führer, dankte. „Er stellt eine zehn Goldschekel schwere Opferschale voll von Weihrauch auf“ (4 Mos. 7, 14), damit die von[5] der

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über das Zusammenleben um der Allgemeinbildung willen (De congressu eruditionis gratia) übersetzt von Hans Lewy. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloCongrGermanLewy.djvu/033&oldid=- (Version vom 10.12.2016)
  1. Statt ἀπὸ πολλῶν ἀπείρων μὲν οὖν ist mit Wendland ἀπὸ πολλῶν καὶ ἀπείρων ὅσων zu verbessern.
  2. Philo deutet die Reise des Elieser zu Rebekka als mühereiche Wanderung der Asketen zur Tugend und vergleicht dessen Strapazen auf dem Wege mit einer stürmischen Schiffahrt.
  3. Die Ohrgehänge sind Symbole der – durch das Ohr aufgenommenen – Preisrede auf Gott, ihr reales Gewicht wird auf die moralische Schwerkraft der Worte bezogen, und die Einzahl δραχμή als die unteilbare Einheit dieser Rede gedeutet (vgl. Erbe des Göttlichen § 187). Analog werden die ober halb der Hand angebrachten Armbänder als Sinnbilder der göttlichen Handlungen (ἐπιχειρήματα, von χείρ abgeleitet) erklärt und als ἔργον dem λόγος der Preisrede gegenübergestellt. Vgl. quaest. in Gen. IV § 109/10.
  4. Symbolische Deutung der Einweihung des Stiftzeltes, vgl. § 116.
  5. Es ist mit Wendland ἀπό statt ὑπό zu lesen.