abgehandelt wird, die nach einem äußerlichen Dispositionsprinzip zusammengestellt sind. Aus diesem Sachverhalt scheint hervorzugehen, daß die beiden Themen aus der Bibelexegese erwachsen sind; in Exegesen Philos klingen sie öfter an (Flucht z. B. All. Erkl. II § 91 III § 1. 12ff. 172. 194. 242. Über die Cherubim § 2f. Quis rer. div. her. § 270 Über die Riesen § 67 Über die Trunkenheit § 94 Über die Geburt Abels § 119; Finden Quaest. in Gen. III § 27 Über die Geburt Abels § 64)[1].
Wie andere philonische Schriften hat auch diese auf den Kirchenvater Ambrosius gewirkt, der in seiner Schrift De fuga saeculi große Teile daraus fast wörtlich übernommen hat und auch in drei von seinen Briefen auf sie anspielt[2].
[546 M.] [1] 1 „Und Sarah mißhandelte sie, und sie entfloh vor ihrem Angesicht. Es fand sie aber ein Engel des Herrn bei der Wasserquelle in der Wüste, bei der Quelle am Wege nach Sur. Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: ‘Sklavin der Sarah, woher kommst du, und wohin gehst du?’ Sie sagte: ‘Ich entfliehe vor dem Angesicht Sarahs, meiner Herrin.’ Da sagte der Engel des Herrn zu ihr: ‘Kehre zurück zu deiner Herrin, und demütige dich unter ihre Hand.’ Und weiter sprach zu ihr der Engel des Herrn: ‘Siehe, du trägst ein Kind in deinem Leib und wirst einen Sohn gebären; dessen Namen sollst du Ismael nennen, weil der Herr deine Demütigung erhört hat. Der wird ein Bauer werden: seine Hand wird wider jedermann sein und aller Hände wider ihn‘“ (1 Mos. 16,6–9. 11. 12).[3]
2 Nachdem wir in der vorigen Abhandlung das Erforderliche über die Gegenstände der Allgemeinbildung und über die Mißhandlung gesagt haben, wollen wir danach das Thema von den Flüchtlingen erörtern. Denn (die Schrift) spricht an vielen Stellen von Fliehenden, so wie sie auch jetzt von Hagar sagt, daß sie mißhandelt „vor dem Angesicht ihrer Herrin entfloh“.
3 Ich glaube nun, daß eine Flucht durch dreierlei verursacht wird: Haß, Furcht und Scham. Aus Haß verlassen Frauen ihre Männer und Männer ihre Frauen, aus Furcht Kinder ihre Eltern und Sklaven die
- ↑ Eine ausführliche Besprechung und Analyse unserer Schrift gibt Bousset, Jüdisch-christlicher Schulbetrieb in Alexandria und Rom, S. 127ff.; vgl. unsere Anmerkungen zu § 23 und § 120.
- ↑ Darüber zuletzt Wendland a. a. O. S. XIV, der die Parallelstellen unter dem Text seiner Ausgabe abdruckt.
- ↑ Der hier übergangene Vers 10 wird auch weiterhin nicht berücksichtigt; vgl. die Anmerkung zu § 208.
Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/005&oldid=- (Version vom 21.5.2018)