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Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/017

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einen standhaften, wohlerzogenen Charakter bewiesen hast, so „werde ich dich von dort holen lassen“ (1 Mos. 27, 45), damit du denselben Preis erhältst wie deine Eltern, der in der unwandelbaren, nicht nachlassenden Verehrung des allein Weisen besteht. [9] 48 Einen ähnlichen Rat gibt auch (Jakobs) Vater und fügt noch einige wenige Weisungen hinzu; er sagt nämlich: „Mache dich auf und entfliehe nach Mesopotamien in das Haus Bathuels, des Vaters deiner Mutter, und nimm dir von dort eine Frau aus den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter“ (1 Mos. 28,2). 49 Auch dieser wiederum nannte den Laban nicht einen Syrer, sondern den Bruder der Mutter, der dazu bestimmt ist, durch Verschwägerung mit dem nach der Tugend Strebenden, ein verwandtschaftliches Verhältnis anzuknüpfen. „Entfliehe also“ (sagt er) „nach Mesopotamien“, das heißt: mitten in den Wirbelstrom des Lebens hinein,[1] und laß dich nicht vom Wogenschwall verschlingen, sondern stehe fest und wehre den gewaltsam von oben, von rechts und links und allenthalben her heranwogenden Strom der Dinge[2] kräftig ab. 50 Denn du wirst das Haus der Weisheit gleich einem ruhigen, windstillen Hafen finden, der dich als guter Ankerplatz leicht aufnehmen wird. Als Name der Weisheit findet sich in den Gottesworten Bathuel, das bedeutet wörtlich ‘Tochter Gottes’, und zwar echtbürtige und ewig jungfräuliche Tochter,[3] der wegen ihres Anstandes und der Würde ihres Erzeugers Unberührtheit und Unbeflecktheit zuteil geworden ist. 51 Nun wird jedoch (an unserer Stelle) Bathuel als Vater der Rebekka bezeichnet; wie kann man aber die Tochter Gottes, die Weisheit, mit Fug und Recht Vater nennen? Wohl weil nur der Name der Weisheit weiblich, ihre Natur dagegen männlich ist. Denn auch die Tugenden haben sämtlich weibliche Namen, ihre Kräfte und Handlungen aber sind die vollkommener Männer. Da nun dasjenige Prinzip, das auf Gott folgt, an zweiter Stelle steht, mag es auch unter allen übrigen Dingen das ehrwürdigste sein, so hat es gleichsam zum Unterschiede von dem Schöpfer des Alls, als einem männlichen Wesen, einen weiblichen


  1. Eine andere, weniger äußerliche Deutung des Namens Mesopotamien Quaest. in Gen. IV § 243.
  2. Griech. πράγματα; das Wort steht in demselben ethischen Sinn bei Musonius, S. 27, 9 Hense.
  3. Philo setzt zunächst die Gleichung בְּתוּאֵל‎ = בַּת אֵל‎ (Tochter Gottes) voraus, verwertet aber dann den Anklang von בְּתוּאֵל‎ an בְּתוּלָה‎ (Jungfrau); eine solche ist γνησία, d. h. unbefleckt, aber auch gemäß dem Doppelsinn des griechischen Wortes vollbürtig (Ggs. νόθος), I. Η.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/017&oldid=- (Version vom 21.5.2018)