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Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/028

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ist die königliche Kraft, durch welche der Schöpfer über das Gewordene herrscht; die dritte die gnädige, vermöge deren der Künstler sich seines eigenen Werkes mitleidig erbarmt; <die vierte die gesetzgeberische, durch die Gott vorschreibt, was geschehen soll, die fünfte> ein Teil der gesetzgeberischen, durch den er das, was nicht geschehen soll, verbietet.[1] 96 Das sind in der Tat sehr schöne und wohlbefestigte Städte, die besten Zufluchtsstätten der Seelen, die für die Ewigkeit gerettet zu werden verdienen; und diese Anordnung der Schrift ist nützlich, menschenfreundlich und geeignet, zu guter Hoffnung aufzumuntern und zu stärken; denn welche andere hätte es wohl besser vermocht, diesen großen Reichtum wohltätiger Kräfte zu offenbaren, (der) wegen der Verschiedenheit der von unbeabsichtigten Veränderungen Betroffenen (besteht), die nicht die gleiche Kraft und die gleiche Schwäche haben?[2] 97 Die Schrift ermahnt also den, der schnell laufen kann, in atemloser Hast zu dem Höchsten zu eilen, der göttlichen Vernunft, welche die Quelle der Weisheit ist, um von ihrem Naß zu schöpfen und ewiges Leben anstatt des Todes als Preis zu erhalten; denjenigen dagegen, der nicht so schnell ist, sich zu der schöpferischen Kraft zu flüchten, welche Moses Gott nennt, da durch sie das All geschaffen und geordnet wurde;[3] denn wer begreift, daß das All entstanden ist, erwirbt ein großes Gut, die Erkenntnis des Schöpfers, die das Geschöpf sofort zur Liebe zu seinem Erzeuger bewegt. 98 Wer aber nicht so befähigt ist, (soll) zu der königlichen Kraft (fliehen); denn der Mensch wird als Untertan Gottes durch


  1. Die ausführliche Abhandlung über den Logos und die göttlichen Kräfte, die Quaest. in Ex. a. a. O. anläßlich der Auslegung des auch in unserer Schrift (§ 101) angeführten Verses 2 Mos. 25, 21 gegeben wird, kennt die verbietende Kraft nicht; diese wird hier deswegen hinzugefügt, weil Philo ja zu einer Sechszahl gelangen muß, dabei aber nicht etwa Gott zu dem Logos und den vier Kräften hinzunehmen kann, da die Transzendenz Gottes das in diesem Zusammenhang verbietet. – Aristoteles Eth. Nic. I 1094b 15 bezeichnet die Politik als ἐπιστήμη νομοθετοῦσα τί δεῖ πράττειν καὶ τίνων ἀπέχεσθαι. – Zu der (dem Sinne nach sicheren) Ergänzung der Lücke am Ende des Satzes vgl. Cohn-Wendlands Ausgabe.
  2. Der Satz ist an mehreren Stellen verderbt und auch durch die Konjekturen von Mangey und Diels noch nicht vollkommen hergestellt.
  3. Philo pflegt die in der Septuaginta miteinander wechselnden Namen für Gott, θεός und κύριος, als Bezeichnungen Gottes als des Schöpfers und des Herrschers zu unterscheiden; vgl. All. Erkl. III § 73 (mit Anm.), Über d. Unveränderlichkeit Gottes § 109, Über die Pflanzung § 86 u. ö. [Etymologisch soll ἐτέθη das Wort θεός erklären. Μ. A.]
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/028&oldid=- (Version vom 21.5.2018)