Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
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lässig, sondern unterzog sich der Hut der Herden mit willenskräftigem, [p. 91 M.] freiwilligem Eifer, und so mehrte er sie in echter und lauterer Redlichkeit. 64 Daher wurde er bald auch von den anderen Hirten beneidet, die an ihren eigenen Herden nichts Aehnliches sahen und es schon als einen Glücksfall betrachteten, wenn die Herde in ihrem bisherigen Zustande blieb, während bei seinen Herden es schon ein Mangel schien, wenn sie nicht täglich in besseren Zustand gelangten; denn sie pflegten sowohl an Schönheit durch Fülle des Fleisches und Fettes zuzunehmen, als auch an Menge durch Fruchtbarkeit und gesunde Nahrung. 65 Als er nun seine Herde an einen wasser- und futterreichen Ort führte, wo auch viel gutes Gras für seine Schafe wuchs, kam er in eine Talschlucht und hatte dort eine äusserst wunderbare Erscheinung (2 Mos. c. 3). Ein Dornstrauch war da, ein stachliges, sehr schwaches Gewächs. Ohne dass einer Feuer angelegt hätte, flammt dieser plötzlich auf, bleibt aber, obwohl von der Wurzel bis zur Spitze von ganz hellen Flammen ergriffen, völlig unversehrt, wie von einer wassersprudelnden Quelle befeuchtet, und verbrennt nicht, als wäre er eine unempfindliche Substanz und nicht selbst Stoff für Feuer, sondern als diente ihm das Feuer zur Nahrung. 66 Mitten in der Flamme aber war eine wunderherrliche Gestalt, keinem der sichtbaren Wesen vergleichbar, ein göttliches Bild; blitzend strahlte ihr Licht, glänzender als das des Feuers, für ein Abbild des Seienden mochte man sie halten; seinen Engel mag man sie nennen, denn durch ihre gewaltige Erscheinung kündete sie mit einem Schweigen, das deutlicher war als Sprechen, die Zukunft. 67 Denn der brennende Busch war ein Sinnbild der Unrechtleidenden, das flammende Feuer ein Sinnbild der Unrechttuenden, die Unversehrbarkeit des Brennenden ein Zeichen, dass die Unrechtleidenden von ihren Angreifern nicht würden vernichtet werden, sondern dass diesen ihr Angriff als unwirksam und unnütz und jenen die feindliche Absicht als unschädlich sich erweise, der Engel aber zeugte von der Fürsorge Gottes, der das Furchtbare wider aller Erwarten ganz geräuschlos mildert. 68 (13.) Betrachten wir nun das Gleichnis genau: der Dornbusch,
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/023&oldid=- (Version vom 1.8.2018)