Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
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dich durchaus nicht zu fürchten; denn der frühere (König), vor dem du aus Furcht vor Feindseligkeit geflohen bist, ist tot, und ein anderer ist mit der Herrschaft betraut, der dir wegen keiner deiner Handlungen Hass nachträgt. Nimm den Rat der Volksältesten mit dir und melde (dem Könige), das Volk sei von mir durch einen Gottesspruch berufen, dass es nach väterlichem Brauche ein Opfer darbringe und dazu drei Tagereisen jenseits der Grenzen des Landes hinausziehe“. 74 Aber Moses wusste sehr wohl, dass seine Stammesgenossen wie auch alle andern seiner Rede keinen Glauben schenken würden, er sagt daher; „Wenn sie nun fragen, wie der Name dessen sei, der mich gesandt, werde ich nicht als ein Betrüger erscheinen, wenn ich selber ihn nicht zu nennen weiss?“ 75 Und Gott erwiderte: „Zuerst sage ihnen, dass ich der Seiende bin, damit sie, über den Unterschied zwischen dem Seienden und dem Nichtseienden belehrt, auch die Lehre vernehmen, dass es für mich, dem allein das Sein zukommt, überhaupt keinen mein Wesen treffenden Namen gibt. 76 Wenn sie aber in ihrer zu schwachen Fassungskraft eine Benennung verlangen, so künde ihnen nicht nur dies, dass ich [p. 93 M.] Gott bin, sondern auch dass ich der Gott der drei Männer bin, die die Tugend bedeuten, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, von denen der erste der Richtstab für die Weisheit durch Belehrung, der zweite der für die Weisheit durch natürliche Begabung, der dritte der für die Weisheit durch praktische Uebung (Askese) ist[1]. Sollten sie aber noch immer ungläubig sein, so werden sie, durch drei Zeichen belehrt, die bisher ein Mensch weder gesehen hat noch vom Hörensagen kennt, ihren Sinn andern“. 77 Die Zeichen waren folgende (2 Mos. c. 4). Den Stab in seiner Hand heisst ihn Gott auf den Boden werfen, und der Stab gewinnt sofort Leben, bewegt sich kriechend und wird zu einer überaus grossen, vollkommen ausgebildeten Schlange, dem königlichsten unter den Kriechtieren. Vor dem Tiere schnell zurücktretend und furchtsam schon zur Flucht sich wendend, wird
- ↑ Die bei Philo häufig wiederkehrende und besonders in der Schrift „Ueber Abraham“ ausführlich dargelegte Symbolisierung der Patriarchen.
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/025&oldid=- (Version vom 1.8.2018)