Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/026

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

er zurückgerufen, und auf Befehl Gottes, der ihm zugleich Mut einflösst, erfasst er es am Schwanze. 78 Noch sich ringelnd richtet es sich bei der Berührung auf, streckt sich seiner ganzen Länge nach und verwandelt sich sofort in denselben Stab, so dass Moses beide Verwandlungen bewunderte, aber nicht entscheiden konnte, welche von beiden die wunderbarere war; so war seine Seele von beiden Erscheinungen, die (an Wunderbarkeit) sich die Wage hielten, betroffen. 79 Dies war das erste Wunder, und das zweite ereignete sich gleich darauf. Die eine Hand heisst ihn Gott im Busen bergen und bald darauf wieder hervorziehen. Als er den Befehl ausführte, erschien die Hand plötzlich weisser als Schnee. Und als er sie in den Busen zurücksteckte und wieder herauszog, nahm sie das ursprüngliche Aussehen wieder an und erhielt die frühere Farbe wieder. 80 In diesen nun wurde er von Person zu Person unterrichtet, wie bei einem Lehrer sein Jünger, im Besitz der Werkzeuge für die Wunder, nämlich der Hand und des Stabes, mit denen er für den Weg ausgerüstet war. 81 Ein drittes aber mitzunehmen oder auch nur vorher darin unterwiesen zu werden war nicht möglich; trotzdem sollte es nicht minder in Staunen setzen, wenn es auch erst in Aegypten ausgeführt werden sollte; es bestand aber in folgendem: „Das Flusswasser, soviel du davon schöpfen und auf die Erde giessen wirst, wird“, sagt er, „ganz rotes Blut werden und ausser der Farbe auch seine Natur völlig verändern“. 82 Glaublich erschien natürlich auch dies, nicht nur wegen der Untrüglichkeit des Redenden, sondern auch wegen der eben vorher gezeigten Wundertaten an der Hand und dem Stabe. 83 Aber obwohl er alles glaubte, lehnte er doch die Wahl ab und sagte, er habe eine schwache Stimme und langsame Zunge und sei nicht redegewandt, besonders seitdem er Gott reden gehört[1]. Die menschliche Redegabe sei, so meinte er, Stummheit im Vergleich mit der göttlichen; zudem von Natur schüchtern, wich


  1. Die Auslegung der Bibelworte (2 Mos. 4,10) „auch nicht seitdem du mit deinem Diener redest“ scheint Philos Eigentum; der Midrasch deutet sie anders: vgl. Schemot R. z. St.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/026&oldid=- (Version vom 1.8.2018)