Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
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der Oeffentlichkeit entziehe[1]. 88 Aber der König, dessen Seele schon von Kindheit auf von dem Hochmut seiner Väter beherrscht war und der überhaupt an keinen geistigen Gott ausserhalb der sichtbaren Welt glaubte, gibt die höhnische Antwort: „Wer ist es, dem ich gehorchen soll? Ich kenne diesen sogenannten neuen Herrn nicht; ich lasse das Volk nicht ziehen, dass es unter dem Vorwande eines Festes und Opfers sich seiner Zügel entledige“ (2 Mos. 5,2). 89 In seiner harten, jähzornigen, unerbittlichen Sinnesart gibt er darauf den Befehl, die Aufseher über die Arbeiten zu züchtigen, weil sie ihnen Erholung und Musse gewährt hätten; denn, so sagte er, nur Erholung und Müssiggang habe sie auf den Gedanken an Opfer und Feste gebracht; wer unter Zwang lebe, der komme gar nicht auf solche Gedanken, vielmehr nur Leute, deren Leben in grossem Behagen und in Schwelgerei verlaufe. 90 Da sie nun noch schlimmeres Missgeschick als vorher erleiden mussten und Moses und seinen Begleitern[2], als waren sie Betrüger, zürnten und sie teils im stillen teils [p. 95 M.] offen schmähten und der Gottlosigkeit anklagten, weil sie in lügenhafter Weise die Gottheit missbraucht zu haben schienen, beginnt Moses die Wunder zu zeigen, die ihm gelehrt worden waren, in der Hoffnung, sie würden bei ihrem Anblick von dem sie beherrschenden Unglauben zum Glauben an seine Worte sich bekehren. Die Aufzeigung der Wunder erfolgte dann auch eiligst vor dem Könige und vor den Vornehmen der Aegypter. 91 (16.) Als alle Würdenträger im Königsschloss versammelt waren, nimmt Moses’ Bruder den Stab, schwingt ihn weithin sichtbar und schleudert ihn zur Erde. Da wird er sofort zur Schlange, und wie die Umstehenden das sahen, traten sie voll Staunen und vor Furcht zurück und wollten fliehen. 92 Aber die Weisen und Magier alle, die anwesend waren, sagten: „Was erschreckt ihr? Auch wir sind in solchen Künsten nicht ungeübt, sondern besitzen eine Kunst, die Gleiches schafft“. Als sie darauf
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/028&oldid=- (Version vom 1.8.2018)