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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

Edelsinn angefeuert, stürmten sie mit unwiderstehlicher Entschlossenheit wie zu sicherem Siege in den Kampf und entwickelten im Zusammenstoss eine solche Ueberlegenheit an Kraft und Kühnheit, dass sie die feindlichen Reihen niedermetzelten und selbst heil vom Schlachtfelde heimkehrten, ohne dass einer gefallen oder auch nur verwundet worden wäre. 310 Wer von dem Ereignis nichts wusste, hätte beim [p. 130 M.] Anblick der Heimkehrenden geglaubt, sie kämen nicht aus Krieg und Schlachtreihe, sondern eher von einer der üblichen Waffenschaustellungen, die in Friedenszeiten veranstaltet zu werden pflegen und unter Freunden als Uebungen und Vorbereitungen für den Kampf gegen Feinde stattfinden. 311 Die Städte nun zerstörten sie teils durch Schleifung teils durch Verbrennung, so dass man nicht sagen konnte, ob sie überhaupt einmal erbaut waren; von den Kriegsgefangenen aber, deren sie eine unermessliche Zahl einbrachten, hielten sie es für richtig Männer und Weiber zu töten, jene, weil sie mit den frevelhaften Plänen und Taten den Anfang gemacht, und diese, weil sie die hebräischen Jünglinge betört und dadurch ihre Zügellosigkeit und Gottlosigkeit und schliesslich ihren Tod verursacht hätten; nur den ganz jungen Knaben[1] und Mädchen gewährten sie Verzeihung, ihnen verschaffte ihr zartes Alter Straflosigkeit. 312 Ueberreich an vieler Beute aus den Palästen und den Privathäusern und auch aus den Gehöften auf dem Lande – sie war nämlich in den kleinen Ortschaften nicht geringer als in den Städten –, kamen sie


  1. Diese Angabe steht im Widerspruch mit dem hebräischen Text (4 Mos. 31,17 f.), den auch die griechische Uebersetzung mit auffallender Unklarheit wiedergibt. Sie hat sonst für das Wort טף‎ unserer Stelle die Uebersetzung ἔκγονα, παιδία, τέκνα, auch ἀποσκευή u. ä., nur hier steht dafür der Ausdruck ἀπαρτία = zu versteigernde Beute (שלל‎). Man konnte daher die Stelle auch so verstehen, als sollte nur alles im Kampfe erbeutete Männliche, d. h. gefangene Krieger, getötet werden. Vielleicht schien die nur in diesem Kampfe befohlene Tötung der männlichen Kinder den hellenistischen Juden zu grausam? Ihre Schonung, wie sie Philo hier annimmt, entspricht übrigens nach den hebr. Commentatoren z. B. Raschi zu 5 Mos. 20,13 f. dem gewöhnlichen dort erwähnten Kriegsrecht. An der Parallelstelle De virtut. (de fortitud.) § 43 folgt Philo dem hebr. Text insofern genauer, als er nur von verschonten unschuldigen Jungfrauen spricht. Aber auch dort schweigt er von der Tötung der männlichen Kinder.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/078&oldid=- (Version vom 1.8.2018)