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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

jeder Art der Landtiere und Vögel ein Männchen und ein Weibchen hinein und rettete so Samen zur Fortpflanzung für die künftigen Geschlechter[1]. 61 Denn er wusste, dass Gott gnädig ist und dass, auch wenn die Einzelwesen umkämen, doch die den Arten innewohnende Unvertilgbarkeit Bestand habe schon wegen der Aehnlichkeit mit ihm[2] und weil [p. 144 M.] nichts von dem nach seinem Ratschluss Entstandenen jemals völlig vernichtet werden würde. (12.) Deshalb gehorchte ihm auch alles, und die bisher noch so wilden Tiere folgten ihm zahm und kirre wie ihrem Hirten und Hüter. 62 Wer nach dem Einzuge aller dieser Geschöpfe die Ladung (der Arche) gesehen hätte, hätte von ihr treffend sagen können, sie sei ein Abbild der ganzen Erde, das die Arten der Geschöpfe in sich berge, deren zahllose Gattungen auch die gesamte Erde bisher getragen hatte und vielleicht künftig wieder tragen werde. 63 Was er vermutet hatte, trat später in nicht langer Zeit wirklich ein; das Unheil liess nach und die Gewalt der Ueberschwemmung wurde mit jedem Tage geringer, die Regengüsse hielten inne, und das über die ganze Erde sich ergiessende Wasser schwand teils unter der Glut der Sonne, teils zog es sich in Klüfte und Schluchten und die anderen Vertiefungen der Erde zurück. Denn wie auf Befehl Gottes nahm jeder Teil der Natur wieder, was er wie ein Zwangslehen ausgeliehen hatte: Meer, Quellen und Flüsse; jedes Wasser kehrte an seinen gewohnten Ort zurück. 64 Nach dieser Läuterung der Welt unter dem Monde, als die Erde gereinigt war und verjüngt emportauchte und in solcher Gestalt, wie sie vermutlich damals war, als sie im Anfang mit der gesamten Welt geschaffen wurde, ging er aus dem hölzernen Bau heraus, er und sein Weib und seine Söhne und deren Weiber und mit seiner Familie die Scharen der bei ihm versammelten Gattungen von Tieren, um sich nunmehr fortzupflanzen und ihresgleichen fortzuzeugen. 65 Dies sind die


  1. So nach Cohns Konjektur πρὸς καταγωγὴν (oder καταμονὴν) γενῶν für πρὸς καταλλαγὴν καιρῶν.
  2. Diese Aehnlichkeit scheint sich nicht auf die in dem bibl. Schöpfungsbericht erzählte Erschaffung der Menschen im Ebenbilde Gottes zu beziehen, sondern ist wohl aus Plato Timaeus p. 29e πάντα ὅτι μάλιστα γενέσθαι ἐβουλήθη παραπλήσια ἑαυτῷ zu erklären.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/015&oldid=- (Version vom 1.8.2018)