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Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/020

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

aber, weshalb ich die fünf mit den fünfzig zusammenstelle und auch getrennt von ihnen zähle, will ich nun angeben: fünf ist die Zahl der Sinneswahrnehmungen, die sinnliche Wahrnehmung im Menschen weist aber einerseits nach aussen und lenkt andrerseits dem Geiste zu, dessen Dienerin sie nach den Gesetzen der Natur ist. 82 Deshalb wies er das Grenzgebiet den fünf Säulen zu; denn ihre Innenseite ist dem Allerheiligsten des Zeltes zugewendet, das sinnbildlich die Geisteswelt darstellt, ihre Aussenseite aber dem unbedachten Raum und dem Hof, die das Sinnbild der sinnlichen Welt sind. Demgemäss waren sie auch in ihren Fussgestellen verschieden, die aus Erz waren. Da aber für unser Wahrnehmungsvermögen Haupt und Führer der Geist, das äusserste Ende und gleichsam der Fuss die Sinnenwelt ist, so stellte er eben den Geist durch Gold, durch Erz die Sinnenwelt dar. 83 Die Masse der Säulen (2 Mos. 26,16) waren folgende: zehn Ellen die Länge, eine und eine halbe die Breite, damit das Zelt in allen Teilen den gleichen Anblick böte.

[p. 148 M.] 84 (5.) Mit Hüllen von herrlichen, buntfarbigen Geweben umkleidete er das Zelt (2 Mos. 26,1ff.) und verwandte hyacinthfarbigen Stoff, Purpur, scharlachrote Wolle und Byssus zum Gewebe. Zehn solche, die er in der heiligen Schrift Teppiche nennt, liess er aus den eben genannten Stoffen verfertigen, jeden achtundzwanzig Ellen lang und vier Ellen breit, damit sie die Zehnzahl, die Zahl der höchsten Vollkommenheit[1], in sich enthalten, die Vier, das Grundwesen der Zehn[2], die vollkommene Zahl achtundzwanzig, die der Summe ihrer Teile gleich ist[3], und die Zahl vierzig, die schöpfungskräftigste, in der, wie es heisst, der Mensch in der Werkstatt der Natur gebildet wird[4]. 85 Die achtundzwanzig Ellen der Teppiche sind auf folgende Weise verteilt: zehn werden an der Decke – soviel beträgt nämlich die Breite des Zeltes –, die übrigen an den Seiten, an jeder neun, als


  1. Vgl. die Anm. zu § 79.
  2. Insofern die Summe der Zahlen 1 + 2 + 3 + 4 = 10 beträgt. Vgl. auch De plant. § 123f.
  3. Die Teile von 28 sind 1 = 1/28, 2 = 1/14, 4 = 1/7, 7 = 1/4, 14 = 1/2; die Summe dieser Teile beträgt 1 + 2 + 4 + 7 + 14 = 28.
  4. Gemeint sind die 40 Wochen der Schwangerschaft.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/020&oldid=- (Version vom 1.8.2018)