Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
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die Kunst der Salbenbereiter hergestellt wurde, und salbte damit zuerst die Gegenstände in dem unbedachten Raume des Heiligtums, den Opferaltar und das Waschbecken, indem er sie siebenmal besprengte, dann das Zelt und jedes einzelne der heiligen Geräte, die Lade, den Leuchter, den Räucheraltar, den Tisch, die Gefässe zu Weinspenden, die Schalen (zum Auffangen des Blutes) und alles andere, was zu den Opfern erforderlich und nützlich ist; und zuletzt führte er den Hohenpriester herbei und salbte ihm das Haupt mit vielem Oel. 147 Nach weihevoller Ausführung dieser Handlungen befiehlt er ein Kalb und zwei Widder zu bringen, jenes, um es zur Vergebung der Sünden zu opfern, womit er andeutet, dass jedem Geborenen, auch wenn er tugendhaft ist, dadurch dass er zur Geburt gekommen, das Sündigen angeboren ist[1], wofür man die Gottheit durch Gebete und Opfer gnädig stimmen müsse, damit sie nicht zürnend strafe. 148 Von den Widdern aber war der eine zum Ganzopfer bestimmt als Dank für die wohlgeordnete Einrichtung des Alls, von der jedem einzelnen in gebührendem Masse etwas zugute komme, da er aus allen Elementen Nutzen ziehe; denn er benutzt die Erde zum Wohnen und zu der von ihr gespendeten Nahrung, das Wasser zum Trinken, zum Baden und zur Schiffahrt, die Luft zum Atmen und zu den Wahrnehmungen durch die Sinne – denn ihr aller Werkzeug ist die Luft – und ferner noch zum Genuss der Jahreszeiten, das Feuer teils im praktischen Gebrauch zum Kochen und Heizen, teils das Feuerelement am Himmel zur Beleuchtung und zur Wahrnehmung alles Sichtbaren. 149 Den andern Widder verlangte er, um die Priester durch heiligende Läuterung zu weihen, weshalb er ihn auch treffend den Widder der „Weihe“ nannte (2 Mos. 29,26. 3 Mos. 8,22), da sie durch ihn in die für Diener Gottes und Vollzieher heiliger Handlungen passenden Weihen eingeführt werden sollten. 150 Von seinem Blute spendet er einen Teil rings um den Altar (2 Mos. 29,20)[2],
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/035&oldid=- (Version vom 1.8.2018)