Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
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Hehl macht aus dem Wunsche, dass die Unfromrnen nicht zu ihrem Ziele gelangen, sondern stets ihre Absicht vereitelt sehen mögen. 280 Noch in heftiger Aufwallung durch das berechtigte Gefühl der Empörung wird er in göttlicher Ergriffenheit zum Propheten und verkündet folgendes (4 Mos. 16,28 ff.): „Eine schlimme Sache ist der Unglaube nur für die Ungläubigen; sie belehrt nicht das Wort, sondern Tatsachen. Durch eigenes Leid werden sie meine Wahrhaftigkeit kennen lernen, da sie durch Belehrung sie nicht erkannt haben. 281 Seine Entscheidung wird dieser Streit durch das Ende ihres Lebens erhalten: wenn sie einen natürlichen Tod erleiden, so habe ich die Gottessprüche erdichtet; sterben sie aber auf eine noch nicht dagewesene, ungewöhnliche Weise, so wird dies ein Zeugnis für meine Wahrhaftigkeit sein. Eine gähnende Kluft der sich öffnenden Erde sehe ich über ungemein weiten Raum sich ausdehnen, vielköpfige Sippen sehe ich untergehen, Häuser samt ihren Bewohnern in den Abgrund gezogen und verschlungen werden, Menschen lebendig in die Unterwelt hinabfahren“. 282 Als er schwieg, spaltet sich die Erde, durch ein Beben erschüttert, sie spaltet sich besonders an der Stelle, wo die Zelte der Frevler sich befanden, sodass sie alle insgesamt hinuntersanken und darin verschüttet wurden; denn die auseinandergetretenen Teile traten wieder zusammen, nachdem der Zweck erreicht war, weswegen sie zerteilt worden waren. 283 Bald darauf verzehrten plötzlich herniederfahrende Blitze die zweihundertfünfzig Anführer des Aufstandes alle insgesamt, ohne auch nur einen Rest ihrer Leiber übrig zu lassen, der einer Bestattung hätte teilhaftig werden können. 284 Die schnelle Aufeinanderfolge der Strafen und die Grösse beider setzte die Frömmigkeit des Propheten in ein helles, rühmliches Licht, denn er hatte Gott zum Zeugen der Wahrheit seiner Prophezeiungen. 285 Auch das darf nicht übersehen werden, dass in die Züchtigung der Gottlosen Erde und Himmel, die ursprünglichsten Bestandteile des Alls, sich teilten; denn ihrer Bosheit Wurzeln hatten sie in der Erde, aber sie hatten sie zu so grosser Höhe ausgedehnt und bis hoch in den Himmelsäther hinein erhoben. 286 Daher lieferte jedes der beiden Elemente die Strafen, jene sich spaltend und auseinandertretend,
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/066&oldid=- (Version vom 1.8.2018)