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Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler

Über die Träume.

Diese Schrift Philos, deren voller Titel lautet: Περὶ τοῦ θεοπέμπτους εἶναι τοὺς ὀνείρους, umfaßte nach einer bei Eusebius, Hist. eccl. II 18, 3 erhaltenen Nachricht ursprünglich fünf Bücher. Unser Text beginnt mit einem Buche, das jedenfalls nicht das erste war; denn Philo erklärt gleich zu Anfang, daß er in einem vorausgehenden Buche von den Träumen gehandelt habe, die von Gott selbst dem Menschen ohne sein Zutun geschickt werden, und daß er nunmehr die zweite Gattung von Träumen besprechen wolle, deren Wesen darin bestehe, daß der menschliche Geist, wenn er in dieselbe Bewegung wie das Weltall gerate, von den Kräften Gottes, den unkörperlichen Seelen in der Luft, erfaßt werde und in einen Zustand gerate, der ihn zum Empfang göttlicher Offenbarungen in einem Traume und zur Voraussicht der Zukunft geeignet mache. Auf dieses erste uns erhaltene Buch folgt ein zweites, das sich unmittelbar anschließt und in dem Philo die dritte Art von Träumen bespricht, in denen die Seele aus sich heraus in Bewegung gerät und so kraft ihrer δύναμις προγνωστική die Zukunft erkennen kann. Wir haben hier dieselbe Einteilung der Träume, die wir bei Cicero, De divinatione I 64 finden, nur in umgekehrter Reihenfolge: „Sed tribus modis censet (Posidonius) deorum adpulsu homines somniare, uno, quod provideat animus ipse per sese, quippe qui deorum cognatione teneatur, altero, quod plenus aër sit immortalium animorum, in quibus tanquam insignitae notae veritatis appareant, tertio, quod ipsi di cum dormientibus conloquantur. Idque, ut modo dixi, facilius evenit adpropinquante morte, ut animi futura augurentur.“ Die drei Arten von Träumen unterscheiden sich, wie Philo zu Beginn unseres zweiten Buches zeigt, außerdem noch dadurch voneinander, daß die der ersten Art ohne weiteres klar sind, die der zweiten einen zwar verborgenen, aber dem schärferen Blick erkennbaren Sinn enthalten, während die der dritten so rätselhaft sind, daß für sie die Kunst des Traumdeutens (ὀνειροκριτικὴ τέχνη) in Anspruch genommen werden muß. So läßt sich aus Philos Angaben erkennen, daß jedenfalls diese drei Bücher aufeinander folgten. In dem

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Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloSomnGermanAdler.djvu/1&oldid=- (Version vom 21.5.2018)