Philon: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn | |
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Entfernung von ihnen erlangen wir Sicherheit. Ein anderer zeigt ausser der Selbstsucht auch noch Wahnsinn und sagt: wenn einer mich beraubt, werde ich wie um mein Eigentum kämpfen und den Sieg davontragen; denn so heisst es: „ich werde verfolgen und einholen, ich werde Beute verteilen, ich werde meine Seele sättigen; töten werde ich mit meinem Schwerte, Besitz ergreifen wird meine Hand“ (2 Mos. 15,9). 75 Ihm könnte ich erwidern: verborgen ist dir, o Tor, dass jedes Geschöpf, das zu verfolgen glaubt, selbst verfolgt wird; denn Krankheiten, Alter, Tod mit der übrigen Menge freiwilliger und unfreiwilliger Missgeschicke bedrängen, beunruhigen und verfolgen einen jeden von uns, und wer einzuholen oder zu besiegen glaubt, wird eingeholt und besiegt, und mancher, der Beute wegzuführen gehofft hat und Teile der Beute schon verteilen [p. 153 M.] wollte, unterlag obsiegenden Feinden, nahm Leere statt Sättigung und Knechtschaft statt Herrschaft in seine Seele auf, wurde statt zu töten selbst getötet, und alles was er (anderen) zu tun gedachte, erlitt er selbst mit aller Heftigkeit. 76 Denn in Wahrheit war dieser[1] ein Feind der bezwingenden Vernunft und der Natur selbst, da er alles, was zum Tun gehört, sich selbst zuschrieb und an nichts mehr dachte, was zum Leiden gehört, wie wenn er der Menge von Missgeschicken jeder Art schon entgangen wäre. 77 (24.) Denn so heisst es: „es sprach der Feind: ich werde verfolgen und einholen“. Welchen schlimmeren Feind der Seele könnte es nun geben als den, der in Grossprahlerei das, was Gott gehört, sich selbst zueignet? Gott allein kommt aber das Tun zu, das ein Geschöpf sich nicht zuschreiben darf, und dem Geschöpf nur das Leiden. 78 Wenn einer erkannt hat, dass dies ihm eigen und notwendig ist, dann wird er leicht die Missgeschicke tragen, mögen sie noch so schwer sein; meint er aber, dass es ihm fremd sei, so wird er von ewiger Last bedrückt die Strafe eines Sisyphos[2] erleiden, aus der er sich garnicht emporraffen kann, sondern allen heranstürmenden und quälenden Leiden
: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1919, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonCherGermanCohn.djvu/025&oldid=- (Version vom 3.12.2016)