Seite:PhilonDecalGermanTreitel.djvu/039

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Philon: Ueber den Dekalog (De decalogo) übersetzt von Leopold Treitel

über Göttergebilde von Menschenhand, indem es Bildsäulen von Stein und Holz und überhaupt Bildwerke, wie sie Malerei und Bildhauerkunst, diese schädlichen Künste, schaffen, nicht herzustellen erlaubt, auch allen Mythendichtungen, wie denen von Götterehen, Göttergeburten und den damit [p. 206 M.] zusammenhängenden argen Greueln ohne Zahl, keinen Eingang verstattet. 157 Unter das dritte Gebot fallen alle Bestimmungen über das Nichtschwören sowie darüber, wegen welcher Dinge und wann und wo zu schwören ist, ferner wer schwören soll und wie man an Seele und Leib dazu beschaffen sein muss, und was sonst noch über rechtes Schwören und das Gegenteil von Gott verordnet ist. 158 (30.) Das vierte Gebot, das vom siebenten Tag, ist überhaupt als das Grundgesetz der Feste anzusehen mit den für ein jedes vorgeschriebenen Weihen, den angemessenen Sprengungen, den Gebeten, die auf Erhörung rechnen dürfen, und den fehlerlosen Opfern, mit welchen der Dienst verrichtet wurde. 159 Unter der Sieben verstehe ich aber ebensowohl die mit der Sechs, der schöpferischsten Zahl[1], verbundene Zahl wie die ohne die Sechs; diese steht vor der Sechs[2] und ist der Eins ähnlich, und einer dieser beiden Zahlen (1 und 7) weist Moses die Feste zu: der Eins den besonders geheiligten Neumondstag (des 7. Monats), den man mit Trompetenschall verkündet, und den Tag des Fastens (den Versöhnungstag), an welchem Enthaltung von Speise und Trank geboten ist; ferner den Tag, den die Hebräer in ihrer väterlichen Sprache Passah nennen, an welchem das ganze Volk und zwar jeder für sich das Opfer selbst darbringt, ohne auf die Priester zu warten[3], da das Gesetz ausnahmsweise für einen Tag in jedem Jahre dem ganzen Volke das Priesteramt eingeräumt hat zur Selbstbesorgung der Opfer; 160 ferner den Tag, an welchem eine Garbe reifer Aehren dargebracht wird als Dankopfer für Fruchtbarkeit und reichen Ertrag des Feldes an reifenden Aehren;


  1. Vgl. Ueber die Weltschöpfung § 13.
  2. d. h. die Sieben (als für sich allein stehende Zahl) übertrifft an Bedeutung die Sechs.
  3. Vgl. Leben Mosis II § 224. De special. leg. II § 145 ff.
Empfohlene Zitierweise:
: Ueber den Dekalog (De decalogo) übersetzt von Leopold Treitel. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonDecalGermanTreitel.djvu/039&oldid=- (Version vom 9.12.2016)