Steigen wucherte, bis ich einen schmalen Steinhof erreicht hatte, der den Garten von dem Hause trennte. – Richtig! dort von oben schauten zwei große Fenster in den Hof herab; aber hinter den kleinen in Blei gefaßten Scheiben war es schwarz und leer, keine Puppe war zu sehen. Ich stand eine Weile, mir wurde ganz unheimlich in der mich rings umgebenden Stille.
Da sah ich, wie unten die schwere Hofthür von innen eine Hand breit geöffnet wurde, und zugleich lugte auch ein schwarzes Köpfchen daraus hervor.
„Lisei!“ rief ich.
Sie sah mich groß mit ihren dunklen Augen an. „B’hüt’ Gott!“ sagte sie; „hab i doch nit gewußt, was da außa rum kraxln thät! Wo kommst denn du daher?“
„Ich? – Ich geh’ spazieren, Lisei! – Aber sag’ mir, spielt Ihr denn schon jetzt Komödie?“
Sie schüttelte lachend den Kopf.
„Aber, was machst du denn hier?“ fragte ich weiter, indem ich über den Steinhof zu ihr trat.
„I wart’ auf den Vater“, sagte sie; „er ist ins
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)