„Ei was“, rief die Frau; „ihr’ Straf’ muß sie hab’n; sie weiß recht gut, daß die schöne Marionett’ noch von mei’m Vater selig ist! Du wirst sie nit wieder kuriren, und der zweit’ Kasper ist doch halt nur ein Nothknecht!“
Die lauten Wechselreden hallten in dem leeren Saale wieder. Ich hatte mich neben Lisei hingekauert; wir hatten uns bei den Händen gefaßt und saßen mäuschenstille.
„G’schieht mir aber schon recht“, begann wieder die Frau, die eben grade über unseren Köpfen stand, „warum hab ich’s gelitten, daß du das gotteslästerlich’ Stück heute wieder aufgeführt hast! Mein Vater selig hat’s nimmer wollen in seinen letzten Jahren!“
„Nu, nu, Resel!“ rief Herr Tendler von der anderen Wand; „dein Vater war ein b’sondrer Mann. Das Stück giebt doch allfort eine gute Cassa; und ich mein’, es ist doch auch a Lehr’ und Beispiel für die vielen Gottlosen in der Welt!“
„Ist aber bei uns zum letzten Mal heut geb’n. Und nu red’ mir nit mehr davon!“ erwiederte die Frau.
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/160&oldid=- (Version vom 1.8.2018)