sie hätten mich nicht eingesperrt. Du lieber Gott; ich bin kein Dieb, Herr Paulsen.“
Der Inspector, der draußen vor der angelehnten Thür im Gange auf- und abging, hatte schon ein paar Mal mit seinem Schlüsselbunde gerasselt. Ich suchte den alten Mann zu beruhigen und bat ihn, sich bei seinem ersten Verhöre auf mich zu berufen, der ich hier bekannt und wohl geachtet sei.
Als ich wieder zu meiner Meisterin in die Stube trat, rief diese mir entgegen: „Das ist ein trotzigs Mädel, Paulsen; da helft mir nur gleich ein wenig; ich hab’ ihr die Kammer zum Nachtquartier geboten; aber sie will fort, in die Bettelherberg’ oder Gott weiß wohin!“
Ich fragte Lisei, ob sie ihre Pässe bei sich habe. „Mein Gott, die hat der Schulz im Dorf uns abgenommen.“
„So wird kein Wirth dir seine Thür aufmachen“, sagte ich, „das weißt du selber wohl.“
Sie wußte es freilich, und die Meisterin schüttelte ihr vergnügt die Hände. „Ich denk’ wohl“, sagte sie, „daß du dein eignes Köpfchen hast; der da hat mir’s
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/196&oldid=- (Version vom 1.8.2018)