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die sie mit Gewalt in’s Haus führten. Da gedachte sie daran, was die Vögel gesagt hatten, ward angst und versteckte sich unter’s Bett.

Die beiden Männer aber traten mit der Gräfin in das nämliche Zimmer hinein, trugen eine Mahlzeit auf und begannen mit ihr zu essen. Beim ersten Gericht fragten sie die Gräfin, wie das Essen schmecke.

„Sauer,“ antwortete die schöne Gräfin.

„So soll Dein Tod auch sauer sein,“ antworteten die Männer.

Beim zweiten Gerichte fragten sie die schöne Gräfin wieder, wie das Essen schmecke.

„Bitter,“ antwortete die Gräfin.

„So soll Dein Tod auch bitter sein,“ sagten die Männer.

Nach der Mahlzeit hackten sie der Gräfin zuerst den Ringfinger ab, der aber sprang auf den Schoos der Kaufmannstochter, die unter dem Bett war, und sie steckte ihn zu sich. Dann schnitten sie der Gräfin den Hals ab und darauf sprach der andere Räuber zu dem Bräutigam der Kaufmannstochter: „Nun laß uns den Ringfinger suchen.“ „Mit nichten,“ sprach der Räuberbräutigam. „Haben wir nicht Gold und Silbers genung und sollten uns nach einem Ringlein bücken?“ Da schleppten sie die todte Gräfin in ein anderes Gemach und gingen aus dem Hause.

Nach einiger Zeit kroch die Kaufmannstochter unter dem Bett hervor, ging durch alle Gemächer und fand unzählige Tonnen mit Menschenfleisch. Der Vogel im obern Stock aber rief wieder:

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)