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14 Jahr alt ist, auf die nämliche Stelle bringen. Der Knabe sucht Hülfe bei Priestern, die schicken ihn zu Bischöfen, die Bischöfe zum Papst, der Papst sendet ihn zu einem Einsiedler, dem täglich drei Engel beistehen, der – noch 70 Meilen weiter zu seinem Bruder, einem Räuber, und meint in der Stille, der Räuber werde ihn tödten, ehe er dem schwarzen Männchen, dem Teufel, verfalle. Als der Knabe indessen den Räuber von seinem frommen Bruder grüßte, der ihn noch niemals hatte grüßen lassen, beschloß derselbe gerührt ihm zu helfen. Er beschied den Satan vor sich und dieser war gezwungen, den Knaben mit sich zu nehmen, um ihm die Handschrift zurückzugeben, die ihm sein Vater ausgestellt hatte. Dabei sah er einen neuen Topf einmauern und erfuhr, daß der Räuber darin gekocht werden solle. Der aber hatte sich unterdessen zu Gott bekehrt. Der Knabe muß ihm Hände und Füße binden und ihn dann mit seinem eignen Schwerte in Kochstücken hauen. Nachdem dies alles in drei Tagen geschehen, ist gerade die Zeit da, wo der Knabe dem schwarzen Männchen verfallen gewesen wäre. In diesen drei Tagen aber war der Einsiedler von seinen drei Engeln verlassen und als sie wieder erscheinen, erfährt er, daß sie unterdessen seines Bruders Seele in Abrahams Schoos getragen haben. Erzürnt, daß sein sündiger Bruder noch eher in den Himmel gekommen ist, als er, wird er ein Räuber und – so schloß mein Erzähler, der Sattler Kolbaum in Hasserode – der Satan hatte doch einen Braten. – Professor Meier gab das Märchen in seiner Sammlung unter Nr. 16 in noch anderer Fassung. So wie wir es im Texte lieferten, stellen sich Beziehungen zu Donar und den Riesen als sein wesentlicher Gehalt heraus. Vorzüglich merkwürdig ist, daß hier der Stab, der, wie öfter in Sagen geschieht, in die Erde gesteckt sogleich Früchte trägt, ein Riesenstab ist.

Halle, Druck der Waisenhaus-Buchdruckerei.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/252&oldid=- (Version vom 1.8.2018)