hörten aber bei der Ankunft im Lande der Toten eine Stimme einem jeden seinen Namen und den Volksstamm, welchem er angehörte, abfragen.
Von solchen heidnischen Fahrten der Toten kann in christlichen Tagen freilich nicht mehr die Rede sein; doch wird noch folgende Sage von der wunderbaren nächtlichen Überfahrt der Zwerge über den Rhein erzählt, die vielleicht mit jener älteren Überlieferung in Zusammenhang stehen dürfte. Es mag ungefähr zu Anfange des neunzehnten Jahrhunderts gewesen sein, da wurde ein Schiffer zu Erpel am Rheine bei Nacht durch ein Pochen an seiner Thür geweckt und von einem Unsichtbaren aufgefordert, überzufahren. Der Kahn sank immer tiefer ins Wasser, doch sah der Schiffer nicht, daß Jemand einstieg. Als der Kahn endlich nur noch einen Finger breit über dem Wasser hervorragte, wurde ihm befohlen, vom Lande abzustoßen. An dem anderen Rheinufer zu Remagen angelangt, hob sich der Kahn allmählig wieder. Daraus entnahm der Schiffer, daß der Kahn sich wieder entlud. Das waren die Zwerge, die hatten zu Glenberg bei Linz gewohnt und waren dort beleidigt, darum hatten sie ihren alten Wohnsitz aufgegeben und zogen nun fort über den Rhein. Wohin weiß Niemand.
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/186&oldid=- (Version vom 1.8.2018)