stieg mit den ihn begleitenden Priestern ans Land, und in feierlicher Prozession wurden des Heiligen Gebeine den Berg hinan getragen. Die Bewohner von Remagen, durch das Geläut der Glocken aufmerksam gemacht, begleiteten sie. Auf der Mitte des Weges kam ihnen der Propst der St. Martinskirche mit seinen Kaplänen entgegen. Auch sie waren bereits auf ein wunderbares Ereignis vorbereitet worden. Das Nähere erfuhren sie erst durch den Erzbischof.
Kaum hatte man den Schrein auf dem Altare der St. Martinskirche niedergesetzt, so begannen die Glocken abermals zu läuten. Man hörte zu gleicher Zeit, wie die Glocken von Remagen in dies Geläute einstimmten.
Dies galt dem Erzbischof für ein sicheres Zeichen, daß er des Herrn Willen erfüllt habe, indem er einen Teil der Reliquien für die Kirche des heiligen Martin bestimmte.
Er eilte mit seinen Priestern den Berg hinab. Kaum hatten sie das Schiff wieder betreten, so stieß dieses von selbst wieder vom Lande und begab sich in die Mitte des Stromes. Weder die Ruderknechte noch der Steuermann hatten nötig, sich noch anzustrengen; schneller als je fuhr das Schifflein dahin. Es schien, daß es die Zeit wieder einbringen wolle, welche in Remagen versäumt war, damit das heilige Köln sobald als möglich in den Besitz der Reliquien kommen möchte.
Die Kirche bei Remagen war 1826 dem Einsturz nahe. Da ließ Graf Egon von Fürstenberg-Stammheim unter der Leitung des Kölner Dombaumeisters Zwirner und mit Beihülfe der besten Düsseldorfer Maler die neue Appollinariskirche in gotischem Stile ausführen: ein allgemein bewundertes Kunstwerk inmitten einer herrlichen Landschaft.
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)