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Der Schatz desselben wurde von Siegfried gefunden, welcher glaubte, daß er dem Drachen oder dem Riesen gehöre und ihn später aufzunehmen beschloß.

Inzwischen meldete Florigunde dem geliebten Siegfried, daß Egwaldus wieder zu ihr gekommen war, um ihr die Schreckensbotschaft zu bringen, der Drache habe noch sechzig junge Drachen an sich gezogen. Als nun Siegfried wieder an dem Drachenstein emporgeklommen war und mit jenem Schwerte den Angriff machte, da flogen die jungen Drachen davon. Der alte Drache blieb allein zurück. Er spie blaue und rote Flammen auf Siegfried hinab, von welchen dieser mehrmals zu Boden gerissen wurde. Auch umzingelte er den Ritter mehrmals mit seinem Schweife und versuchte ihn vom Drachenstein hinabzuschleudern. Siegfried aber sprang aus dieser Schlinge wieder heraus und dachte darauf, wie er dem Drachen seinen Schwanz abhauen könne. Dies gelang auch. Der Drache geriet dadurch in fürchterlichen Zorn und hauchte eine Glut aus, als ob ein ganzes Fuder Kohlen auf dem ohnehin schon heißen Steine abgeladen würde.

Jedoch wußte Siegfried jetzt, daß das Schwert, welches ihm Wolfgrambär gewiesen hatte, wirklich im Stande sei in dem Leibe des Drachen zu haften. Darum faßte er sich ein Herz und führte einen so gewaltigen Streich, daß er den Drachen mitten von einander in zwei Stücke teilte. In demselben Augenblicke fiel die eine Hälfte vom Steine hinab. Die andere Hälfte ergriff Siegfried und warf sie mit Händen und Füßen gleichfalls hinunter.

Siegfried war nun aber aufs höchste erschöpft. So fand ihn Florigunde, seine Braut, welche in der Drachenhöhle geweilt und aus dem fürchterlichen Getöse beim Falle des Drachen geschlossen hatte, daß Siegfried gesiegt haben müsse. Als sie ihn beinahe leblos daliegen sah und den Zwerg Egwaldus rufen wollte, sank sie gleichfalls in Ohnmacht.

Siegfried erholte sich zuerst wieder. Während er noch um Florigunde klagte, kam zum Glücke der Zwerg Egwaldus gelaufen. Er brachte eine Wurzel mit, die gab er Siegfrieden, auf daß er sie der Jungfrau in den Mund steckte. Dieser that wie ihm geheißen, und sogleich erholte sich Florigunde, schlug die Augen auf, richtete sich empor und umarmte mit bräutlichen Geberden ihren Erretter. Der Zwergkönig Egwaldus erzählte nun, daß der böse Riese Wolfgrambär die Zwerge, deren in diesem Berge

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)