über tausend gewesen waren, bezwungen hatte. Sie mußten ihm ihr eigenes Land verzinsen. Aus Dankbarkeit, weil Siegfried außer Florigunde auch die Zwerge befreit hatte, wollten sie das Brautpaar bis nach Worms begleiten, zumal sie der Wege sehr kundig waren.
Zunächst bat der Zwergkönig den Helden, sich mit Florigunde in dem Palaste der Zwerge innerhalb des Berges nun endlich an Speise und Trank zu laben. Die Zwerge trugen das köstlichste auf, was sie so schnell herbeischaffen konnten. Recht lustig war auch die Tafelmusik, die Egwaldus von Zwergen machen ließ. Zuletzt wurde Backwerk in vergoldeten Schüsseln aufgetragen. Die Zwerge tranken nippend die Gesundheit des Brautpaares und führten einen Tanz auf. Florigunde zog einen schönen Ring mit köstlichen Diamanten von der Hand und steckte ihn an den Goldfinger des Ritters. Siegfried nahm eine goldene Kette, welche er als ersten Preis bei dem Turnier zu Worms erhalten hatte, und hängte sie Florigunden als Brautgeschenk um.
Am andern Morgen bat der Zwergkönig seine Gäste freundlich, doch noch länger bei ihm zu verweilen. Aber Siegfried begehrte Urlaub und hatte keine Ruhe mehr. Da ließ der Zwergkönig das Frühstück auftragen. Nachdem es genossen war, nahm das Brautpaar Abschied von dem Zwergkönig Egwaldus und seinen Brüdern. Die ihm schon vorher angetragene Begleitung der Zwerge nahm Siegfried nicht an, außer daß Egwaldus allein ihn begleiten durfte. Der Zwergkönig setzte sich auf ein prächtiges Pferd und ritt dem Brautpaare voran. Nach kurzer Zeit indessen nötigte Siegfried auch ihn zur Rückkehr in seinen Berg.
Erst jetzt erinnerte sich Siegfried seines Schatzes, den er für seine Beute nach den Kämpfen am Drachensteine hielt, und kehrte mit Florigunde um, ihn zu holen. Er legte diesen Schatz vor sich hin auf sein Pferd. Alsdann führte er Florigunde gen Worms auf dem Wege, auf welchem er am Tage vorher gekommen war.
Als sie wieder an die Stelle kamen, wo Siegfried mit dem sizilianischen Ritter zusammengetroffen war, sahen sie das Pferd desselben dort auf der Weide umhergehen. Siegfried band das seinige an einen Baum, damit es ebenfalls grasen konnte. Währenddessen fing er das andere Pferd ein und belud es mit dem Schatze aus dem Berge.
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/209&oldid=- (Version vom 1.8.2018)