drangen sogar eifrig in mich, sie nicht eher zu entlassen, als bis man mir Ersatz für meine kostbare Ladung geschafft hätte. Ich nahm es nicht an. „Geht getrost heim zu Euren Eltern und Kindern“, sprach ich, „lebt Euer König noch, so thut ihm alles kund, auch mögt Ihr König Reinmund Kunde geben. Ich werde Euch Boten senden, wollet Ihr dann meines Dienstes bei Euch gedenken, so wird es mir willkommen sein.“
Sie überhäuften mich mit Dankesworten. Das Scheiden kam uns bitter an. Dann fuhren jene mit ihrem Schiffe dem Themsestrome zu, das meine nahm dem Rheine entgegen seinen Lauf.
Nicht lange währte es, so erblickte ich die gute Stadt Köln am Rheine. Ich sandte Boten voraus an mein Gemahl. Sie mußten ihr berichten, daß ich froh heimkehre und reichen Kaufschatz wie noch nie mitbringe.
Sie kam mir entgegen mit meinem Sohne, und Scharen von Bürgern, jung und alt, begleiteten sie. So ward ich wie auch die holde Königin wohl empfangen. Aber wie klein wurde aller Freude, als sie das Schiff bestiegen, um mein erhandeltes Gut zu sehen, und nichts als Stein und Sand aus Afrika zu erblicken war. Das teuere Gut, was ich für meine Schätze erhandelt hatte, führte ich an der Hand hinweg.
„Wo blieb das reiche Gut, Gerhard?“ fragte mein Weib. „Statt reich gefüllter Truhen sind hier nur Sand und Quadern zu schauen.“
„Hadre nicht mit mir, lieb Ehgemahl“, sprach ich, „sieh hier, aller Frauen Krone tauschte ich dafür ein.“ Mein Weib aber stand und rang die Hände: „Bist Du von Sinnen, Gerhard“, rief sie, „daß Du Dir heimbrachtest solche Teufelsbraut?“
Die junge Königin weinte mit ihr, als sie solchen Empfang von meinem Gemahl bekam.
„O weh mir“, schluchzte sie, „wär’ ich doch in der Gefangenschaft geblieben! Viel lieber wollte ich trübe Tage ferner erdulden, als Dir, Deinem Weibe und Kinde solchen Gram schaffen! Ich tadle Dein Weib nicht, daß sie um das verlorene Gut sich härmt. Wer weiß denn, ob ihr je Ersatz wird? Mein süßer Bräutigam kann gestorben, vielleicht auch mein Vater vor Gram umgekommen sein. Obgleich ich einst nur Gold- und Seidenmaschen zu wirken gewöhnet war, so will ich doch jetzt Euch gern die niedrigsten Dienste thun.“
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/238&oldid=- (Version vom 1.8.2018)