Seite:Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783.djvu/149

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auszuführen, zur erkünstelten Gelassenheit stimmen mußte.

Madam Koch wetteiferte mit ihm um das erste Lob – ich getraue mir weder für sie, noch für Herrn Opiz, zu entscheiden; denn äusserst hoch gespannt war ihr ganzes Spiel, und immer blieb es der Natur treu; rührend ihr in Mienen, Worten, und Action, tief ausgedrukter Schmerz, so lange sie ohne Nachricht vom Gatten, ohne Hofnung auf ein beßres Schiksal des Vaters, ohne Aussicht über künftigen Unterhalt, sich von jedermann verlassen, zum schmachtenden Elend bestimmt, glaubte; nicht über- und doch aufs höchste getrieben, ihre Freude bey der ersten Nachricht: daß ihr Gemahl noch lebe, und sie liebe; mahlerisch die Ungeduld, mit der sie im Augenblik des Wiedersehens sich kaum so lange halten konnte, bis man den Grafen, ein so unerwartetes Glük zu ertragen, vorbereitet hatte; unnachahmlich schön die