Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/222

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seiner Eitelkeit ihm mitzutheilen, und Plane auf Neckereyen und muntere Zerstreuung mit ihm zu entwerfen und auszuführen. Seine Freundin ist diejenige, bey der es diesen Genuß am liebsten aufsucht, weil sie ungefähr die nehmlichen Anlagen und den nehmlichen Geschmack mit ihm hat, und weil es an ihren Umgang gewöhnt ist.

Man wird den Hang zum Gleichartigen sehr deutlich bemerken, wenn Kinder von dem einen oder dem andern Geschlechte sich bey öffentlichen Gelegenheiten oder bey Spielen in Paare theilen sollen. Der Knabe sucht sich gewiß an den größten, stärksten, gewandtesten zu drängen, um mit ihm zugleich gesehen, und als gleichartig mit ihm beurtheilt zu werden. Das Mädchen sucht dagegen aus eben dieser Ursach sich neben der zierlichsten unter ihren Gespielinnen zu stellen.

Wenn aber die Kinder von zweyerley Geschlecht in gemischten Zirkeln zum Tanz oder zum Spielen des Witzes zusammenkommen; so lassen sich diese kleinen Menschen wohl einfallen, Liebhaber und Geliebte zu haben, und Symptome solcher Anhänglichkeiten, die auf Geschlechtssympathie beruhen, fangen an sich zu äußern. Und welches sind die Subjekte, die sich hier einander wählen? Diejenigen, welche fühlen, daß die Zartheit des andern mit ihrer Stärke, und umgekehrt, daß diese mit jener ins Wohlverhältniß zusammenkommen, und sich vereinigt wohlgefällig darstellen. Der rascheste Tänzer zeigt sich am liebsten an der Seite der Tänzerin, die sich am zierlichsten bewegt; der unternehmendste, lebhafteste Bube neben dem verschmitztesten Mädchen. Beyde fühlen, daß sie etwas von einander erhalten, was ihnen das Kind ihres Geschlechts nicht zu geben vermag. Dieß geht