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Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/81

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Es giebt also viele Anhänglichkeiten, die nicht liebend sind. Es giebt aber andere, die es sind; und dieser Natur will ich jetzt entwickeln.


Drittes Kapitel.
Jede Anhänglichkeit, selbst die liebende, ist ein Gewebe der allerungleichartigsten Affekte.

Es ist zweifelhaft, ob es irgend einen Akt von Wohlthätigkeit, wozu uns der Affekt der Liebe unmittelbar auffordert, geben könne, der nicht bereits eine Mischung von Reitzungen der Selbstheit und des Beschauungshanges in sich fasse. Es ist zweifelhaft, ob während der Dauer, welche alle Mahl vorauszusetzen ist, wenn wir das wonnevolle Bestreben, einen andern zu beglücken, durch Handlungen äußern, nicht unvermerkt der Eigennutz und der Sinn des Edeln und Schönen mit ins Spiel kommen.

Wer wagt es zu entscheiden, ob während der Zeit, worin ich den Wanderer mit Liebe in meinem Hause bewirthe, oder die muntern Spiele mir unbekannter Schnitter mit Liebe zu befördern suche, ob, sage ich, nicht zugleich die Vorstellung in mir entsteht, in ähnlichen Fällen hast du auf gleiche Wohlthaten zu rechnen; ob nicht die Form frohgesinnter Menschen unmittelbar als Bild auf Sinne und Einbildungskraft wirken? Wer, frage ich, will dieß entscheiden? Genug, daß die Wonne der Liebe dergestalt in diesem Zeitraume hervorsticht, daß die Reitzungen des Eigennutzes und des Beschauungshanges darunter verschwinden.