Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/119

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den Weg abgewinnen würde, um ihn abzuhalten, in Frankreich einzudringen, und daß er ihm seine Dame mit der Schneide des Schwerts abgewinnen wolle.) Caraheu willigt sehr gern in die Bedingung, daß die schöne Gloriande dem Sieger bleiben solle. Denn sie macht sein höchstes Gut aus, und er kann sie keinem Bessern lassen. Er bittet darauf den Vater seiner Geliebten, sie mit ihrem schönsten Putze bekleidet als Zeugin des Kampfs auf das Schlachtfeld zu senden. „Denn, sagt er, ein so edles Bild und so süßes Konterfay ist das beste Mittel, Muth einzuflößen.“ [1] Er kündigt ihr auch selbst die Bedingung lachend an, und versichert sie, ihre Ehre würde dabey nichts verlieren, der Preis eines so tapfern Helden, wie Ogier, zu werden. Gloriande antwortet, daß sie ihm nichts abschlagen könne, und läßt es sich nicht merken, wie unangenehm ihr diese Lage ist.

Eine solche Bestimmung über eine Geliebte, die zum Preise des Kampfs ausgesetzt wird, wie man ein jedes kostbares Meubel dazu aussetzen würde, beweiset sehr wenig Achtung für das Geschlecht, und erinnert an die Zeiten der griechischen Helden. Ogier beträgt sich seiner Seits sehr wenig galant gegen die Dame. Während des Kampfs nähert er sich ihr zuweilen, um ihr mit Lachen zu sagen: Ihr sehet, wie’s geht; bald werdet Ihr mit mir fort müssen! Ich will nicht eher ruhen, als bis ich Euch gewonnen haben werde, und dann will ich Euch nach


  1. Car tout force surmonte à voir si noble image et si douce portraiture.