Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/212

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haben! Aber auch diese Forderung ward nicht gewährt, und nun will er brechen, eine Leidenschaft aus seinem Herzen vertilgen, die nicht einmahl durch Hoffnung auf Gegenliebe genährt wird. Er steht auf diesem Punkte, und ein minder ernster Blick, ein halbfreundliches Wort hält ihn auf: ja! beflügelt ihn zu den verwegensten Wünschen. „Daß ich nur eine Nacht mit ihr zubringen könnte, ruft er in einer seiner Sestinen aus, nur eine Nacht beym Schein des Mondes in der Dickung des Gehölzes, und daß dann nie die Morgensonne wieder für mich aufgehe!“

Vergebliche Hoffnungen, vergebliche Wünsche! Laura liebt seine Aufwartung, nicht seine Person. Er klagt, er klagt in Versen. Die Liebe findet keine Erhörung, aber des Dichters Ruhm wird verbreitet: seine Sonnets gehen von Munde zu Munde, sie sind die Unterhaltung aller Menschen von Gefühl und Geschmack. Die unglückliche Liebe bringt also doch Früchte, giebt doch Genuß, freylich nicht für sich selbst, aber für die Ruhmsucht des verliebten Dichters, dessen andere beynahe gleich starke Leidenschaft sie war!

Und dieser litterärische Ruf wird unserm Petrarka doppelt interessant, da er auf seiner politischen Laufbahn lauter Versagungen findet. Er wirbt um den Dichterkranz, der ihn für die aufgegebene Bürgerkrone schadlos halten soll. Er fühlt, daß er zu diesem Kranze durch seine Gedichte an Laura die schönsten Blätter flicht, und daß er wieder diese der Begeisterung für seine Dame verdankt. So findet er in seiner Liebe zu gleicher Zeit Mittel, sich für die Versagungen einer Art des Ehrgeitzes zu trösten, und eine andere Art desselben zu befriedigen.