Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/236

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Liebesgedichte unter der Königin Elisabeth alle Fehler an sich, die ich oben an den spanischen gerügt habe. „Wenn ein Liebhaber seine Dame pries, so geschah es in Deklamationen, die weder das Verdienst der Feinheit noch der Stärke hatten, ohne Eleganz und ohne Zärtlichkeit. Sie ward nicht in einem verständlichen, sondern bloß künstlichen Panegyrikus beschrieben, nicht mit echten Farben und natürlichen Vorzügen dargestellt, sondern als ein excentrisches Ideal aus einem andern Weltsystem, das Empfindungen einflößte, die eben so unverständlich hyperbolisch als unnatürlich waren.“

Mit Recht behauptet Warton, daß die Unterredungen zwischen beyden Geschlechtern in Shakespear den Fehler der steifen Galanterie an sich tragen, der eine Folge ihres wenigen Umganges mit einander war. Inzwischen müssen die Gespräche zwischen Julia und Romeo davon ausgenommen werden, in denen wahres Gefühl herrscht. Richtig ist dagegen die Bemerkung, daß die Weiber beym Shakespear, so wichtig sie auch in der Handlung sind, allemahl in den Hintergrund gestellet werden.

Nach dem Verfalle der schwäbischen Poesie in Deutschland kamen die Meistersänger ungefehr in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts auf. Ich bin außer Stande, etwas von dem Charakter zu sagen, den die Liebe in ihren Gedichten angenommen hat. Doch läßt sich nach dem platten Tone, der im Ganzen darin herrscht, kaum eine Veredlung in diesem Punkte erwarten.

Die schlesischen Dichter, besonders Hofmannswaldau und Lohenstein, haben den falschen Geschmack der Spanier und neueren Italiäner noch übertrieben, und